Kahnfahrt Augsburg: So geht es nach der Krise weiter
Für viele Augsburger:innen war es ein Alptraum: Die beliebte Kahnfahrt musste plötzlich dichtmachen. Angebliche Schwarzbauten, fehlende Fluchtwege – Chaos pur. Aber Good News: Das Ganze war nur vorübergehend. Mittlerweile ist die Kahnfahrt wieder offen! Neues Konzept – alter Charme. Bald soll die Kahnfahrt sogar noch ein fettes Upgrade bekommen. Oha!
Regio Augsburg Tourismus hat den Betrieb vorübergehend übernommen und große Pläne mit dem Areal. Wir waren vor Ort und haben mit Geschäftsführer Götz Beck über die Zukunft der Kahnfahrt gesprochen.
Was du bei der Augsburger Kahnfahrt erleben kannst und was dort in den nächsten Jahren geplant ist, erfährst du hier.
Inhalte im Überblick
- Interimsbetrieb: Kahnfahrt aktuell
- Neustart: Zukunftspläne für die Kahnfahrt
- Vorübergehende Schließung: Kahnfahrt in der Krise
- Rückblick: Geschichte der Kahnfahrt
Interimsbetrieb – so sieht die Kahnfahrt aktuell aus
Im Mai 2024 war es so weit: Die Kahnfahrt Augsburg feierte ihr Comeback! Seitdem ist es wieder möglich, mit dem Boot durch den Stadtgraben zu schippern und anschließend was Leckeres zu snacken. Allerdings erstmal nur im kleinen Stil: Der provisorische Biergarten hat nur 60 Plätze und kein Dach – bei Regen ist der Betrieb geschlossen. Keine Sorge: Das bleibt nicht für immer so. Das Interimskonzept läuft bis 2027 – danach soll der Umbau der Kahnfahrt fertig sein. Solange gibt es aber schon einige Highlights zu entdecken, die du nicht verpassen solltest.
Das bietet die Kahnfahrt 2025:
- Biergarten mit 60 Plätzen (nur bei gutem Wetter)
- Kahnfahrt-Beach mit Sand und Liegestühlen
- Bootsverleih: 30 Minuten für 15 Euro, 60 Minuten für 20 Euro
- Romantische Bootstour: Ruderboot mit stimmungsvoller Deko und Prosecco: 40 Euro für 2 Personen, 1 Stunde
- Stadtführung „Rund um die Augsburger Kahnfahrt“, 5 Euro
- Besichtigung von Fünffingerlesturm und Unterem St.-Jakobs-Wasserturm
- Kahnfahrt-Festspiele: Theaterinszenierung auf dem Wasser
- SUP-Yoga am 13. September
Du siehst – auch wenn die Kahnfahrt gerade noch umgebaut wird, lohnt sich ein Besuch auf jeden Fall. Das Ambiente am Wasser und an der historischen Stadtmauer ist einfach magisch.
Die neue Kahnfahrt – Zukunftspläne
Egal ob man Bootsfahrten mag, auf Stadtgeschichte steht oder seinen Kaffee einfach nur gern am Wasser trinkt: Die Kahnfahrt ist ein absolutes Juwel und ein einzigartiger Ort in Augsburg. Darin sind sich zum Glück alle einig. Kurzzeitig sah es düster aus für die Kahnfahrt – jetzt soll sie aber ein ordentliches Glow-up bekommen. Das passiert schrittweise.
Das ist für 2026 und 2027 geplant
Der Interimsbetrieb wird nächstes Jahr erstmal fortgeführt – wenn alles glattläuft, kommt 2026 schon ein zweiter Fluchtweg dazu. Dann wären mehr als 60 Gäste erlaubt. Künftig soll die Kahnfahrt zur modernen Hafenanlage mit Gastronomie und Bootsverleih ausgebaut werden. Geplant sind eine großzügige Sonnenterrasse und neue Bootsstege – kombiniert mit einem raffinierten Lichtkonzept, das die historische Stadtmauer und das Wasser stimmungsvoll in Szene setzt. Die Vorbereitungen hierfür laufen schon – 2027 soll alles fertig sein.
Weitere Schritte: Bekommt Augsburg einen Dampfer?
Was gibt es bitte Besseres, als mit einem Drink in der Hand auf einem gemütlichen Dampfer zu sitzen und übers Wasser zu schauen? Wenn die Bürokratie mitspielt, könnte genau das an der Kahnfahrt bald Realität werden. Geplant ist eine kleine Anlegestelle, an der dauerhaft ein Dampfer liegt – mit Gastronomie an Bord und der Möglichkeit, das Schiff als Eventlocation zu mieten. Deine Geburtstagsparty auf dem Kahnfahrtdampfer – wäre cool, oder? Fingers crossed!
Dass wir kein Gebäude mehr haben, ist für die Planung eine Katastrophe. Du weißt ja nie: Kannst du kommen? Kannst du nicht kommen? Was ist denn schönes Wetter? Wann ist denn jetzt geöffnet? Deswegen soll der nächste Schritt ein Schiff mit Gastronomiebetrieb für 50 Personen sein. Dann können wir auch wieder Reservierungen annehmen.
Und wenn das alles steht, kommt auch die Küche dran: Mit einer neuen Gastro-Ausstattung können künftig mehr Leute versorgt und noch mehr Leckereien angeboten werden.
Die Kahnfahrt als Teil der Stadtgeschichte
Neben der baulichen Erneuerung soll die Kahnfahrt auch neu erzählt werden. Die Kahnfahrt ist nämlich nicht nur eine schicke Location zum Essen gehen und Boot fahren, sondern ein ganz besonderer Ort der Stadtgeschichte.
Da wäre die Geschichte mit Gollwitzer, der einen Stadthafen für Augsburg mit Anbindung an das Schwarze Meer geplant hat. Oder Bertolt Brecht, der seine Kindheit hier verbracht hat. Außerdem binden wir die beiden Wassertürme mit ein und stellen mit Augmented Reality dar, wie das mit der Trinkwasserversorgung früher funktioniert hat. Das ergibt dann eine stadthistorische Achse am Wasser mit einer außergewöhnlichen romantischen Atmosphäre.
Zukünftig soll das touristische Potenzial der Kahnfahrt und ihrer Umgebung stärker in den Fokus gerückt werden. Was heißt das? Geplant ist etwa, den St. Jakobs-Wasserturm für Besucher:innen zu öffnen und das Thema UNESCO Wassermanagement zu inszenieren. Außerdem soll es Stadtführungen und Theaterspaziergänge rund um die Kahnfahrt geben, die Augsburger:innen und Gästen der Stadt die historische Bedeutung der Orte auf spannende Weise vermitteln.
Mit der Augsburger Kahnfahrt kann ein Leuchttumprojekt für Augsburg entstehen, das nicht nur Augsburgerinnen und Augsburger, sondern auch nationale und internationale Gäste begeistern wird und ein entscheidender Schritt zu einer Promenade werden kann, die vom Lueg-ins-Land, Unterer Brunnenturm, Stadtmauer, Kahnfahrt, St.Jakobswasserturm, Fünffingerlesturm, Jakobertor, Bastion, Jakoberwall und Vogeltor führen könnte.
Götz Beck im Interview über die Augsburger Kahnfahrt
Brecht-Fans hier? Dann schnapp dir dein Smartphone und hol dir die App "Der Brecht Weg." Eine digitale Stadtführung zeigt dir wichtige Stationen von Brechts Leben in Augsburg. Der Rundgang endet bei der Kahnfahrt – einer von Brechts Lieblingsorten.
Skandal um die Kahnfahrt – Was war da los?
Hast du den Ärger um die Kahnfahrt mitbekommen? Worum ging es da überhaupt? Also, ganz von vorn: Die Augsburger Kahnfahrt wurde seit fast 150 Jahren von Familie Balogh als Restaurant und Bootsverleih betrieben. Doch dann der Schock: Bei einer Routinekontrolle zum Brandschutz stellte sich heraus, dass ein zweiter Fluchtweg fehlt.
Und es kam noch dicker: Beim Blick in die Bauakten entdeckte das Liegenschaftsamt, dass das rund 50 Jahre alte Gebäude nie genehmigt worden war – ein klassischer Schwarzbau. Betreiber Bela Balogh, der die Kahnfahrt seit 2015 führte, wurde nahegelegt, den Betrieb zu stoppen und das Gebäude auf eigene Kosten abzureißen. Das Kuriose: Eigentümer des Areals und Vermieter des Schwarzbaus ist nicht Bela – sondern die Stadt Augsburg selbst.
Im März 2023 folgte die offizielle Nutzungsuntersagung. Für Bela bedeutete es das Aus: Ohne Gastronomie war der Betrieb nicht mehr rentabel. Belas Pachtvertrag wurde nicht verlängert – damit endete die traditionsreiche Ära Balogh in der Augsburger Kahnfahrt. Auf Wunsch der Stadt Augsburg wurde die Regio Augsburg Tourismus zum Jahreswechsel 2023/2024 übergangsweise zum neuen Pächter.
Die Stadt Augsburg hat uns als Regio Augsburg Tourismus GmbH angesprochen, ob wir den Betrieb so weit herrichten können, dass es weitergeht. Da haben wir gesagt: Ja, das machen wir sehr gerne. Wir wollten aber ein Konzept entwickeln, in dem die Kahnfahrt mit gastronomischem Angebot und Bootsverleih nicht nur für sich steht, sondern als Teil einer größeren Geschichte erzählt wird.
Im März und April 2024 wurde der Schwarzbau abgerissen – auf Kosten der Stadt Augsburg. Zum Saisonstart im Mai 2024 begann der Interimsbetrieb. Dazu wurde ein mobiler Gastro-Trailer mit Sonnenterrasse aufgebaut, neue Sitzmöglichkeiten und ein provisorischer Getränkeausschank.
Rückblick: Geschichte der Kahnfahrt
Die Kahnfahrt gibt’s in Augsburg schon richtig lang. Paul Kurz war der Erste, der am Stadtgraben Boote verlieh – am 1. Mai 1876 ging’s los, mit gerade mal drei Kähnen. Die Verpflegung kam damals aus einem Häuschen beim Backsteinturm.
Schnell sprach sich herum, wie entspannt so eine Bootsfahrt mitten in der Stadt ist – die Kahnfahrt wurde zum beliebten Treffpunkt. Sogar der berühmte Dichter Bertolt Brecht hing in seiner Jugend gerne bei der Kahnfahrt ab – er wohnte mit seinen Eltern nur wenige Meter weiter.
1912 gab es eine kleine Sensation bei der Kahnfahrt: Zwei Augsburger testeten ihre Neuerfindungen – Tretboote mit Fahrradkurbelantrieb – auf dem Stadtgraben.
Während der Kriegsjahre lag die Kahnfahrt brach – das Kanalsystem der Stadt wurde beschädigt und so kam kein Wasser mehr zum Stadtgraben. Kurzerhand nutze man die freie Fläche als Weideland für Kühe. Why not?
Später lief das Wasser wieder, und die Kahnfahrt ging in die nächste Runde. Zu den traditionellen Tretbooten und Ruderbooten aus Holz kamen seit den 1980er Jahren Boote aus Kunststoff dazu, teilweise mit modernem Elektroantrieb.
Wie du siehst – die Kahnfahrt ist fest verankert in Augsburgs Stadtgeschichte. Und zum Glück: Das kleine Idyll am Wasser bleibt!
(Regio Augsburg Tourismus/MJ)