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Eine Immobilienmaklerin gibt Tipps: So überzeugst du bei der Wohnungsbesichtigung

Susanne Denkmann, Immobilienmaklerin.
Susanne Denkmann, Immobilienmaklerin. (Foto: © Susanne Denkmann)
Du suchst dringend eine Wohnung? Wir haben uns mit der Immobilienmaklerin Susanne Denkmann unterhalten. Im Interview spricht sie über die Entwicklung des Wohnungsmarkts und gibt wertvolle Tipps für den Besichtigungstermin.   
Dienstag, 25.07.2023, 10:00 Uhr, Autor: Thiemo Welf-Hagen Wacker

Frau Denkmann, Sie haben 35 Jahre Berufserfahrung im Immobiliensektor. Wie hat sich der Wohnungsmarkt in Deutschland in den letzten Jahren entwickelt?

Nun, die Veränderungen sind ja allgemein bekannt. Wir haben einen großen Zustrom von Flüchtlingen seit 2015 aus Syrien und dem Irak und seit Februar 2022 auch aus der Ukraine.

Also mehr Mietsuchende für ein kleines Angebot an Mietwohnungen. Kleines Angebot, weil der soziale Wohnungsbau in den letzten Jahren zu wenig gefördert wurde, weil es aufgrund der gestiegenen Zinsen für Kapitalanleger immer uninteressanter wird, Wohnungen als Kapitalanlage zu kaufen – die Rendite ist dann schlechter.

Die Baukosten sind enorm gestiegen, es wird weniger gebaut, Material ist nicht lieferbar. Die energetischen Anforderungen sind höher – kaum ein Bauträger geht das Risiko ein, keine Wohnungen mehr verkaufen zu können. Außerdem hat sich die Gesetzgebung pro Mieter:in ausgeweitet. Der/die Vermietende wurde sozusagen entmachtet (Mietpreisbindung, Kündigungsrecht).

Wagen Sie auch einen vorsichtigen Ausblick in die Zukunft zu geben?

Immer mehr Mietinteressenten für immer weniger Wohnraum, da werden also die Mietpreise steigen. Durch die gestiegenen Zinsen kann es sich keiner mehr erlauben, eine Wohnung für sich zu kaufen – also mietet er lieber. Der Kampf um eine Wohnung wird härter.  

Noch härter? Schon jetzt kommen auf eine Wohnung in manchen Uni-Städten schon mehrere hundert Bewerber. Wie setzt man sich in diesem Konkurrenzkampf am besten durch?

Wichtige ist für mich als Maklerin, dass der junge Student gut auf die Besichtigung vorbereitet ist, d. h. ich lege sehr viel Wert auf selbstbewusstes Auftreten, gutes Benehmen und ein gepflegtes Erscheinungsbild.

Der/die Student:in muss mich als Maklerin davon überzeugen, dass er mit der Mietsache ordentlich umgeht, kein Messi ist, die Mietsache respektvoll wie sein Eigentum behandelt. Summa summarum könnte man den Besichtigungstermin mit einem Bewerbungsgespräch für einen Job vergleichen.

Was sind also Ihre Top-Tipps für die Wohnungsbesichtigung?

  • Die Bewerbungsunterlagen sollten vollständig sein, d. h. Schufa-Auskunft, Mieterselbstauskunftsbogen, kleines Bewerbungsanschreiben, Einkunftsnachweis, gegebenenfalls ein Schreiben der Eltern, dass eine Bürgschaft übernommen wird.  
  • Legt den Bewerbungsunterlagen unbedingt einen Steckbrief bei – mit einer Beschreibung eurer Persönlichkeit, euren Interessen, eurer Zukunftsplanung! 
  • Ein Foto in der Bewerbungsmappe ist wichtig! Das bleibt dem/der Vermieter:in in Erinnerung und vermittelt eine Art persönliche Beziehung. 
  • Präsentiert euch von eurer besten Seite und performt – hier sind euch keine Grenzen gesetzt! Überzeugt Makler:in und Vermieter:in, dass sie keine:n Bessere:n finden können als euch.
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Wohin geht Ihrer Meinung nach der Trend beim Wohnen?

Ich denke, dass nach wie vor Wohngemeinschaften im Trend liegen oder Wohnen gegen Hand – also Hilfe und Unterstützung in welcher Form auch immer, denn junge Studierende werden kaum die Möglichkeit haben, alleine eine Wohnung zu kaufen, d. h. zu finanzieren, ohne dass die Eltern eine Menge Eigenkapital einfließen lassen oder den Kredit übernehmen.

Die Banken schauen genau auf die Bonität: welches sichere Einkommen hat der/die Student:in? Ohne die Sicherheit der Eltern wird das nicht funktionieren, da ja die Gefahr auch besteht, dass der Student sein Studium abbricht …

Stichwort Bonität, darauf legen auch Vermieter:innen einen großen Wert …

Richtig, es ist den Vermietenden natürlich außerordentlich wichtig, dass die Miete regelmäßig bezahlt wird – also muss die Bonität stimmen. Studierende müssen nachweisen, dass sie die Miete zahlen können – entweder durch Jobs oder durch eine Bürgschaft der Eltern. 

Und was sind absolute No-Gos? 

Ich habe schon die Erfahrung gemacht, dass Vermieter:innen ihre Wohnungen absichtlich leer stehen haben lassen, weil sie schlechte Erfahrungen mit Mieter:innen gemacht haben – entweder war er/sie ein Messi oder konnte die Miete nicht bezahlen. Starke Raucher sind auch nicht erwünscht – ebenso wie laute Partys, die eventuell andere Mieter stören. 

Insbesondere ältere Vermietende haben diesbezüglich oft Vorbehalte bezüglich Sauberkeit, Zuverlässigkeit, Lärm, Rauchen etc. Auch wird großer Wert auf das Lüften der Wohnung gelegt. 

Haben Sie einen Tipp, wie Studierende selbst diese „schwierigen“ Vermieter:innen von sich überzeugen können?

Wenn Vermietende beispielsweise im selben Haus wohnen und vielleicht schon etwas betagt sind, könnte man einen Deal aushandeln, wie z. B. 5 Std. Gartenarbeit gegen 50,– Euro weniger Miete oder ihm mit einer ähnlichen Leistung entgegenkommen: Putzen, Bügeln, Einkaufen, Vorlesen, Begleitung zum Arzt …

Da gibt es viele verschiedene Möglichkeiten. Es wäre schön, wenn die jungen Studenten selber eine Plattform erstellen, wer was anbieten kann. Also Vermieter:innen, die eine Unterstützung suchen und Mieter:innen, die Hilfe in welcher Form auch immer anbieten können.

Susanne Denkmann ist seit 1995 selbständige Immobilienmaklerin in und um Landsberg am Lech.

Vielen Dank für das Gespräch!

(TWHW)

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