Doktorarbeit

Promovieren neben dem Beruf

Junge Frau daheim an ihrem Schreibtisch mit Laptop vor sich.
Du kannst auch eine Doktorarbeit verfassen, ohne in Anstellung an einer Uni zu forschen. (Foto: ©stock.adobe.com/pikselstock)
Ein Doktortitel klingt interessant, obwohl du nicht in die Forschung gehen möchtest? Wie du auch als Externe:r promovieren kannst, erfährst du hier.
Mittwoch, 26.11.2025, 09:00 Uhr, Autor: Sandra Lippet

Wer gerne einen Doktortitel hätte, kann promovieren. Grundlegend braucht man dafür erstmal nur ein abgeschlossenes Masterstudium und eine:n Professor:in, der/die die Promotion betreut

So far so good. Heißt das dann automatisch, dass du Dozierende:r werden oder in die Forschung gehen musst? Nein! Du kannst auch extern promovieren. Alle Facts dazu, wie das klappen kann, was die Vor- und Nachteile eines Doktortitels für die freie Marktwirtschaft sein können, sowie Insights in meinen Versuch nebenberuflich zu promovieren, findest du in diesem Artikel:

Kann man neben dem Job promovieren?

Du kannst auch neben einer Voll- oder Teilzeitstelle, also nebenberuflich, deine Dissertation verfassen – das ist möglich. Im Vergleich zu einer Promotion an der Uni, bspw. während du eine Promotionsstelle besetzt oder selbst als Dozierende:r tätig bist, ist diese Option natürlich etwas anstrengender

Für eine frei verfasste Doktorarbeit wirst du nicht bezahlt, heißt: die meisten, die auf diesem Weg promovieren, können ihre Forschung nur abends nach Feierabend, an ihren Urlaubstagen oder am Wochenende vorantreiben. Deswegen dauern nebenberufliche Dissertationen i.d.R. auch länger.

Hard Facts: externe Promotion

Eine externe, oder ’freie’, Promotion ist die einzige Möglichkeit von außerhalb, ohne im Forschungs-/Wissenschaftsbetrieb angestellt zu sein, eine Dissertation zu verfassen und so die Doktorwürde zu erhalten. 

Dabei können grundlegend alle Personen, die einen Masterabschluss haben, und einen Doktorvater/eine Doktormutter - eine:n Professor:in als Betreuungsperson finden – eine Dissertation verfassen. 

Im Grunde gibt es drei Möglichkeiten, nebenberuflich zu promovieren:

  • mit einer Einzelbetreuung: hier brauchst du nur eine:n Doktorvater/Doktormutter, der/die deine Arbeit betreut und dann (zusammen mit anderen Dozierenden) auch benotet. Dafür bietet sich natürlich der/die Lehrstuhlinhaber:in des Faches an, in dem du auch deinen Masterabschluss gemacht hast. Solltest du den Wunsch haben zu promovieren, kannst du Kontakt zu dem/der Professor:in aufnehmen und einen Beratungstermin vereinbaren. Ohne eine Betreuungsperson kannst du nicht promovieren – und die Lehrperson muss einen Professortitel haben, ein Doktortitel reicht nicht aus. Bei der Einzelbetreuung verfasst du dann nur mit der Unterstützung deine:r Doktorvaters/Doktormutter deine Dissertation. Du hast ansonsten keinerlei Verpflichtungen, außer – nach Absprache – regelmäßig zu Besprechungsterminen aufzutauchen und deine:n Professor:in über den Stand deiner Arbeit auf dem Laufenden zu halten.
  • über eine Graduiertenschule: eine weitere Option frei zu promovieren bietet eine sog. Graduiertenschule, die sich an jeder Universität finden lässt. Hier kannst du forschungsabhängig eine Dissertation verfassen, d.h. dass es laufende Wissenschaftsprojekte gibt, in die deine Arbeit thematisch ansatzweise reinfallen sollte, damit du in ihnen mitwirken kannst. Promovierst du über ein solches Projekt, hast du gleich mehrere Ansprechpartner:innen, nämlich alle Dozierenden, die darin involviert sind. Im Vergleich zur Einzelbetreuung bekommst du so mehr Unterstützung, bist aber bei der Themenauswahl vielleicht mehr eingeschränkt. Auch musst du bei der Graduiertenschule bestimmte Verpflichtungen eingehen, um darüber promovieren zu können: neben der Teilnahme an regelmäßigen Doktorand:innen-Treffen und Besprechungsterminen, wird oft auch der Besuch von Tagungen, das Abhalten von Vorträgen oder sogar die Mitgestaltung von Seminaren verlangt. Hier hast du also etwas mehr Aufwand, durch den Kontakt zu mehr Lehrpersonen und anderen Promovierenden hast du aber auch die Möglichkeit dir mehr und unterschiedlichen Support zu holen. 
  • als firmen-/institutsinterne Dissertation: extern kannst du auch über bestimmten Unternehmen oder Institute deine Doktorarbeit verfassen. Dabei bieten Firmen für bestimmte Forschungsbereiche oder Entwicklungsideen Promotionsstellen an, die i.d.R. auch bezahlt werden. Dabei arbeiten sie mit Universitäten oder Hochschulen zusammen, über die die Dissertation dann mitbetreut wird. Vor allem in naturwissenschaftlichen Bereichen ist diese Art, frei zu promovieren, nicht unpopulär.

Wie lange dauert eine Promotion nebenberuflich?

Diese Frage lässt sich pauschal schlecht beantworten. Eine Doktorarbeit im Forschungsbetrieb dauert im Schnitt zwischen 2 und 3 Jahre. Promovierst du frei, hängt deine Bearbeitungszeit davon ab, ob du über eine Graduiertenschule oder ein Institut gehst und dafür bestimmte Fristen eingehalten werden müssen, bspw. weil das Forschungsprojekt zeitlich begrenzt ist.

Wenn du deine Doktorarbeit in Einzelbetreuung nebenberuflich verfasst, hast du theoretisch unendlich viel Zeit, solltest dir aber natürlich zusammen mit deine:r Doktorvater/deiner Doktormutter einen Zeitplan erstellen. 

Da du bei externen Promotionen immer auf irgendeine Art und Weise nebenbei arbeitest, wirst du dich eben nicht Vollzeit auf die Forschung konzentrieren können, d.h. du wirst im Schnitt länger brauchen als 2 – 3 Jahre. Rechne mal besser mit 2,5 – 4 Jahren für das Verfassen einer freien Doktorarbeit.

Wie hoch sind die Kosten für eine externe Promotion?

Für eine freie Doktorarbeit fallen erstmal keine Kosten an. Du musst dich weder immatrikulieren, also keine Studiengebühren zahlen, noch eine Anmeldungsgebühr oder irgendwas in der Art. Zum Ende hin solltest du dir aber Gedanken machen, wie du die Druckkosten deiner Arbeit zahlen möchtest.

Druckkosten deiner Doktorarbeit

Die meisten Dissertationen müssen in einer bestimmten Stückzahl ausgedruckt und Forschungseinrichtungen, wie Universitäten und Co., bereitgestellt werden. Für die Druckkosten musst i.d.R. du selbst aufkommen, jedenfalls zu Teilen (steuerlich absetzbar). 

Unterschätze das nicht, denn alleine für die Druckkosten musst du im Schnitt mit rund 2.500 Euro rechnen

Dadurch, dass du nebenberuflich promovierst, also eh arbeitest, sollten deine Lebenshaltungskosten damit gedeckt sein. Wenn du trotzdem, bspw. für Forschungsliteratur oder Ähnliches, mehr Geld benötigt, kannst du über ein Stipendium nachdenken. Einige Stipendien werden explizit für Promotionen vergeben – bei vielen davon ist es aber nicht gerne gesehen, wenn du weiterhin einen bezahlten Job hast, denn sie wollen, dass du dich Vollzeit auf deine Doktorarbeit fokussierst. Das mit deiner Berufstätigkeit solltest du vor der Bewerbung schon abklären.

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Solltest du kein Stipendium bekommen und trotz Job vor oder während deines Promotionsvorhabens finanziell struggeln – kannst du dich über das Studierendenwerk deiner Uni über Forschungsgelder bspw. für Einmalzahlungen aufklären lassen. Je nach Universität kann es nämlich sein, dass du bei deinem Vorhaben immerhin mit einer einmaligen Pauschale finanziell unterstützt wirst. Das ist definitiv besser als nichts. 

Ansonsten könntest du über einen Kredit nachdenken, was aber wirklich die allerletzte Lösung für Geldprobleme sein sollte. Denn ein Darlehen musst du immer zurückzahlen und das nicht nur komplett, sondern plus Zinsen!

Doktortitel: Pro und Kontra

Was du dir bestenfalls schon vor deinem Promotionsvorhaben überlegen solltest ist, ob du den Titel überhaupt brauchst, bzw. was du dir davon erhoffst. Dafür haben wir dir hier mal die Vor- und Nachteile zusammengefasst:

Vorteile: Promovieren ist super, wenn

  • du dir die Option freihalten möchtest, irgendwann vielleicht doch mal in die Forschung zu gehen, bspw. um Dozent:in zu werden,
  • du für deine berufliche Zukunft einen Doktortitel brauchst oder er dir helfen kann deine Jobziele zu erreichen, bspw. als Führungskraft, Leitungsposition oder die eigene Selbstständigkeit,
  • es dir für dich selbst total wichtig ist eine Dissertation zu verfassen, weil du Spaß dran hast, dir für dich vorgenommen hast diese Qualifikationsstufe zu erreichen oder Ähnliches.

Nachteile: Promovieren muss nicht unbedingt sein, wenn

  • du wirklich niemals in die Forschung oder Lehre gehen möchtest, nicht mal nebenbei als Selbstständige:r,
  • dir der Titel beruflich nichts bringt. In manchen Bereichen der freien Marktwirtschaft ist man mit Doktorwürde schlicht überqualifiziert – was es sogar schwerer machen kann einen Job zu finden,
  • du eigentlich nicht sicher bist, ob du die Dissertation brauchst oder haben willst. Nebenberuflich zu promovieren ist echt anstrengend und dauert, heißt: überleg dir gut, ob du dich darauf einlässt.

Funfact: Doktortitel heißt nicht gleich sehr viel mehr Gehalt

Damit sich deine Promotion positiv auf deinen Lohn auswirkt, brauchst du nach ihr auch einen Job, in dem ein Doktortitel relevant ist - ansonsten wird er nicht unbedingt mit vergütet. 

Insights: externer Promotionsversuch

Vor ein paar Jahren hab ich auch mal versucht, nebenbei zu promovieren. Ich wollte das nur für mich selbst machen und mir damit etwas beweisen. Entschieden hatte mich dabei für die Einzelbetreuung bei dem Lehrstuhlinhaber, bei dem ich auch meine Masterarbeit geschrieben habe.

Damals bin ich jobtechnisch von 40 Wochenstunden auf 30 Stunden runter – also von 5 auf 4 Arbeitstage, um ein wenig mehr Zeit für die Dissertation zu haben. Knapp ein Jahr habe ich nahezu alle meine Wochenenden, freien Tage und 2-3 Abende nach der Arbeit für das Projekt Promotion aufgewendet, mit dem Ergebnis, dass ich es hab sein lassen. Nach knapp einem Jahr hatte ich rund 10 Seiten Forschungsquellen recherchiert und ein 15-seitiges Exposé verfasst, nicht mehr und nicht weniger. Die ständige Dauerbelastung aus Festanstellung und Promotion hat mir absolut nicht gutgetan.

Eine Doktorarbeit ist sehr zeitintensiv, auch, wenn man sie als Externe verfasst, komplett frei und mit nur einer Betreuungsperson. Alleine die Quellenrecherche, Strukturierung und Co. – das alles braucht immens viel Zeit. Außerdem kommen, je länger man braucht, immer wieder aktuelle Quellen mit dazu, die man ebenfalls beachten sollte. 

Mein Tipp wäre nur extern zu promovieren, wenn man finanzielle Reserven hat und dadurch nicht mehr als auf Minijobbasis arbeiten muss oder ein Stipendium ergattert – ansonsten würde ich jede:m, der/die eine Dissertation verfassen möchte raten, das über eine Anstellung am Lehrstuhl zu tun. So verdient man immerhin beim Forschen selbst schon Geld.

(gs.tum.de/rwth-aachen/uni-augsburg/whu.edu/SALI)

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