Fail

Abschlussarbeit durchgefallen – und jetzt?

junge, indische Frau sitzt auf dem Sofa. Sie liest einen Brief und fasst sich schockiert an den Kopf.
Schockmoment: du bekommst die Note für deine Abschlussarbeit und hast nicht bestanden. (Foto: © Tetiana/stock.adobe.com)
Du hast deine Thesis nicht bestanden oder Schiss, dass genau das passiert? Hier erfährst du, was „durchgefallen“ rechtlich wirklich heißt und wie du deine Bachelor- oder Masterarbeit im zweiten Versuch rockst.
Montag, 24.11.2025, 13:30 Uhr, Autor: Sarah Hoffmann

Der Moment, in dem du die Bewertung deiner Abschlussarbeit öffnest, ist ein ziemlich intensiver. Wochen- oder monatelange Arbeit, Stress, Layout-Kämpfe, Literaturverwaltungs-Krisen – und dann die Note: 5,0. Oder das gefürchtete Wort: „nicht bestanden“.

Es fühlt sich an wie ein Schlag in den Magen, wie ein Moment, in dem alles stehen bleibt. Und im Kopf sofort die Fragen: Was bedeutet das für mein Studium? Kann ich überhaupt noch bestehen? Muss ich jetzt alles wiederholen? Bin ich einfach nicht gut genug?

Kurz gesagt: das ist ein Moment, den niemand erleben will, aber er ist nicht das Ende. Nicht mal annähernd. Und du bist weit weg davon, allein zu sein. Also lass uns einmal tief durchatmen und ganz entspannt sortieren, was jetzt Phase ist und worauf es wirklich ankommt.

Was „durchgefallen“ bei einer Abschlussarbeit eigentlich bedeutet

Viele Studis denken im ersten Schock, dass ein Nichtbestehen automatisch so etwas ist wie ein Rauswurf aus dem Studium. In Wirklichkeit heißt eine nicht bestandene Bachelorarbeit erst mal nur eines: du hast die Mindestanforderungen deiner Hochschule in diesem Versuch nicht erfüllt. Mehr nicht.

Ja, man kann durch eine Bachelor- oder Masterarbeit durchfallen. Und ja, das fühlt sich absolut beschissen an. Aber es bedeutet nicht, dass du jetzt am Ende stehst. Die meisten Hochschulen geben dir mindestens einen zweiten Versuch – und der ist ziemlich oft erfolgreicher, weil du jetzt weißt, wo es im ersten Durchgang gehakt hat.

Die „magische Grenze“ zwischen Bestanden und Nichtbestanden liegt bei den meisten Hochschulen bei der Note 4,0. Alles, was schlechter ist – also in der Regel die 5,0 –, bedeutet „mangelhaft“ und damit nicht bestanden.

Wichtig: wie genau diese Grenze definiert ist, hängt aber immer von deiner Prüfungsordnung ab. Es lohnt sich also, da einmal reinzulesen.

Die Durchfallquote bei Abschlussarbeiten ist insgesamt ziemlich niedrig. Viele Hochschulen liegen im einstelligen Prozentbereich. Das heißt: der Normalfall ist Bestehen – und der Zweitversuch ist für viele, die im ersten Versuch scheitern, ein absoluter Neustart mit deutlich besseren Karten.

Warum Abschlussarbeiten scheitern und was du daraus lernen kannst

Die Gründe, warum eine Arbeit als nicht bestanden gilt, sind viel seltener ein Zeichen von „Du bist schlecht“ und viel häufiger technische oder formale Themen. Ein häufiger Grund ist eine zu schwache oder unklare Forschungsfrage. Wenn die Frage nicht eindeutig formuliert ist oder nicht zur Methode passt, zieht das die gesamte Arbeit in eine Schieflage. Manchmal wird im Text beschrieben statt analysiert, oder die eigene Forschungsleistung bleibt unklar – und das mögen Prüfer:innen gar nicht. Sie wollen erkennen, warum du genau diese Frage untersuchst und warum genau auf diese Weise.

Auch ein unsauberer Aufbau kann einer Arbeit das Genick brechen. Wenn die Argumentation springt, Kapitel nicht logisch aufeinander aufbauen oder das Fazit plötzlich Themen anspricht, die vorher nirgends auftauchten, wirkt die Arbeit unfertig. Oft steckt dahinter kein fehlendes Können, sondern schlicht Zeitstress oder Überforderung.

Ein weiterer Klassiker sind methodische Probleme. Wenn du Methoden nutzt, deren Anwendung du selbst nicht ganz durchschaust, oder wenn du Daten erhebst, die für deine Forschungsfrage eigentlich keine Relevanz haben, wird es schwierig, eine nachvollziehbare wissenschaftliche Leistung darzustellen.

Und natürlich: Plagiate oder fehlerhafte Zitate. Manchmal unbewusst, manchmal aus Stress oder Verwirrung. Aber gerade hier sind Prüfer:innen streng.

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Was du tun solltest, wenn du durchgefallen bist

Der erste Schritt ist: wirklich kurz runterkommen. Der Schock darf da sein. Aber danach brauchst du Klarheit – und die bekommst du nur durch Einsichtnahme.

Das Wichtigste ist jetzt das Gutachten. Darin steht detailliert, warum deine Arbeit die Anforderungen nicht erfüllt hat. Wenn die Hochschule keine automatische Einsicht gibt, kannst du beim Prüfungsamt nachfragen. Versuch, das Gutachten nicht als persönlichen Angriff zu sehen, sondern als Hinweise, mit denen du im zweiten Durchgang richtig stark werden kannst.

Neben dem Gutachten ist deine Prüfungsordnung Gold wert. Darin steht, wie viele Versuche du hast, wie lange du für den Zweitversuch Zeit bekommst und welche formalen Regeln gelten. Manche Hochschulen erlauben sogar ein ähnliches Thema im zweiten Versuch, andere bestehen auf einem komplett neuen.

Sehr hilfreich ist außerdem ein Gespräch mit deiner Betreuungsperson. Auch wenn es unangenehm ist – in diesem Gespräch erfährst du oft die wichtigsten Hintergründe. Frag nach der größten Schwäche deiner Arbeit, nach Punkten, die vielleicht in der Argumentationsstruktur oder Methodik unklar waren. Und ganz wichtig: Frag auch, was du gut gemacht hast. Das ist dein Fundament für den zweiten Versuch.

Widerspruch einlegen

Nachdem du die ersten Schritte erledigt hast, stehst du irgendwann an einem Punkt, den viele Studis als den unangenehmsten Moment im ganzen Prozess beschreiben: du musst entscheiden, wie du weitermachst. Nimmst du den Zweitversuch direkt in Angriff? Oder legst du erst mal Widerspruch ein? Oder sogar beides parallel?

Genau ab hier wird’s wichtig, wirklich zu verstehen, wie ein Widerspruch funktioniert – und wann er dir wirklich etwas bringt. Also schauen wir uns das mal an:

Warum du überhaupt widersprechen kannst

Das Nichtbestehen deiner Bachelor- oder Masterarbeit ist rein rechtlich ein sogenannter Verwaltungsakt. Das heißt, du hast das Recht, dagegen vorzugehen. Das ist wichtig zu wissen, weil dir das zeigt: du bist nicht machtlos. Dein Studium hängt nicht von einer einzigen Person ab. Es gibt Mechanismen, die dich davor schützen sollen, unfair oder falsch beurteilt zu werden.

Wie ein Widerspruch abläuft

Wenn du einen Widerspruch einreichst, passiert Folgendes: deine Hochschule prüft den gesamten Bewertungsprozess noch einmal. Das kann bedeuten, dass deine Arbeit ein zweites Mal begutachtet wird – manchmal von deiner bisherigen Zweitkorrektor:in, manchmal von einer komplett neuen Person.

Es kann auch sein, dass der Prüfungsausschuss die Bewertungen vergleicht, Stellungnahmen einholt oder doppelte Kommentare abgleicht. Das Ganze kann recht umfangreich werden. Und, Real Talk: es kann dauern. Von ein paar Wochen bis mehreren Monaten ist alles möglich.

Wann ein Widerspruch Sinn ergibt

Ein Widerspruch lohnt sich vor allem dann, wenn du klare Hinweise auf Fehler hast, die nicht inhaltlicher Natur sind. Also wenn es nicht darum geht, dass deine Argumentation zu dünn war oder dein Aufbau chaotisch – sondern wenn wirklich etwas im Verfahren schiefgelaufen ist. Zum Beispiel:

  • wenn du unterschiedliche oder widersprüchliche Bewertungen bekommen hast,
  • wenn die Gutachten offensichtliche sachliche Fehler enthalten,
  • wenn Bewertungsmaßstäbe angewendet wurden, die nicht in deiner Prüfungsordnung stehen,
  • wenn Kommentare unsachlich, persönlich oder nicht nachvollziehbar sind oder
  • wenn formale Schritte (Fristen, Formvorgaben, Absprachen) nicht eingehalten wurden.

In solchen Fällen hat ein Widerspruch eine realistische Chance, dein Ergebnis tatsächlich zu verändern.

Wenn deine Arbeit einfach fachlich nicht überzeugt hat, reicht „Ich fand meine Arbeit eigentlich gut“ tbh leider nicht als Grundlage. In solchen Fällen ändern Hochschulen Noten sehr selten. Das ist nicht böse gemeint, sondern rechtlich fest verankert: die Prüfer:innen haben einen relativ großen „Bewertungsspielraum“, der nur in Ausnahmefällen angegriffen werden kann.

Auch wenn du emotional noch im Schockmodus bist, ist ein Widerspruch nicht automatisch der Weg, der dir die meiste Energie spart. Viele Studis entscheiden sich deshalb dafür, lieber direkt in den Zweitversuch zu starten und die Zeit in ein besseres Ergebnis zu stecken.

Zweitversuch

Ja, ein Zweitversuch nervt. Aber er ist gleichzeitig auch eine riesige Chance – ehrlich. Du hast jetzt eine Blaupause davon, was beim ersten Mal nicht funktioniert hat. Das kannst du jetzt gezielt besser machen.

Vielleicht suchst du dir ein klareres Thema, vielleicht einen anderen Ansatz oder sogar eine andere Betreuungsperson. Viele Studis merken im Nachhinein, dass die Chemie mit der Betreuung im ersten Versuch schwierig war – und im zweiten Versuch läuft es plötzlich viel leichter.

Beim Organisieren deiner neuen Arbeit lohnt es sich, diesmal bewusst etwas strukturierter vorzugehen. Erstell dir einen Zeitplan, der nicht nur das Schreiben, sondern auch Recherche, Überarbeiten, Pausen (!) und Puffer beinhaltet. Nimm die Angebote deiner Hochschule an – Schreibberatung, Methodensprechstunden, Feedbackrunden. Das klingt immer so formal, aber die bringen unfassbar viel.

Tipp: Tools, die dir den Zweitversuch leichter machen

Notion oder Trello für die Organisation, Zotero oder Citavi für deine Literatur – und unbedingt ein Plagiatscheck vor der Abgabe. Das ist kein Misstrauen in dich selbst, sondern einfach eine Sicherheitsmaßnahme für dein zukünftiges Ich.

Und wenn es wieder nicht klappt? – Plan B, C und D

An vielen Hochschulen gilt: wenn du auch den zweiten Versuch nicht bestehst, ist das Studium endgültig nicht bestanden. Das klingt hart, aber es heißt nicht, dass dein Weg endet.

Du kannst zum Beispiel in verwandte Studiengänge wechseln oder an eine andere Hochschule gehen. Einige Studis starten auch im Ausland durch, wo teilweise andere Prüfungsmodelle gelten und du womöglich ohne klassische Abschlussarbeit abschließen kannst.

Und ganz realistisch: viele starten danach in eine Ausbildung oder einen Job, in dem praktische Erfahrung oder Skills wichtiger sind als der akademische Titel. Dein Studium war nicht umsonst – du hast Wissen, du hast Skills, du hast Erfahrungen. Und du findest Wege, auch wenn dein Weg vielleicht anders aussieht als geplant.

(Akad University/BachelorPrint/drucksofa/GoThesis/wbh/SAHO)

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