Unterstützung

Therapieformen für Depressionen

Lächelnde junge Frau im vertrauensvollen Gespräch mit ihrer Psychotherapeutin
Therapie kann helfen, neue Wege zu finden – Schritt für Schritt raus aus dem Tief. (Foto: © Ilona/stock.adobe.com)
Von Verhaltenstherapie bis Selbsthilfegruppe: es gibt viele Wege, um aus einer Depression herauszufinden. Hier erfährst du, welche Therapien helfen – und wie du den passenden Platz findest.
Donnerstag, 30.10.2025, 08:00 Uhr, Autor: Sarah Hoffmann

Depressionen sind kein Zeichen von Schwäche und kein kurzer Durchhänger, sondern eine ernstzunehmende Erkrankung. Die gute Nachricht: sie ist behandelbar. Welche Therapie bei Depression für dich passt, hängt davon ab, wie stark deine Symptome sind – und natürlich, was dir liegt.

Grundsätzlich gibt es zwei Hauptsäulen: Psychotherapie und, je nach Schweregrad, Medikamente. In vielen Fällen wirkt die Kombination am besten. Bei leichteren Formen reicht aber oft schon eine Verhaltenstherapie oder eine Selbsthilfegruppe, um wieder Stabilität in den Alltag zu bringen.

Wir geben dir einen Überblick über:

Verhaltenstherapie bei Depressionen

Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) ist aktuell das am besten erforschte Verfahren. Sie setzt dort an, wo depressive Gedanken und Verhaltensmuster dich immer wieder runterziehen. Statt ewig über die Vergangenheit zu reden, geht es um das Hier und Jetzt: Du lernst, wie du mit negativen Gedanken umgehst, wie du dich aktivierst und Schritt für Schritt wieder Lebensfreude aufbaust.

Manchmal beginnt das ganz simpel. Zum Beispiel mit kleinen Alltagszielen – rausgehen, duschen, Freund:innen schreiben. Klingt banal, kann aber ein echter Gamechanger sein, wenn alles schwerfällt. Viele merken schon nach wenigen Wochen, dass sie wieder mehr Energie haben und sich die Stimmung stabilisiert.

Mini-Tipp: schreib dir jeden Abend eine Sache auf, die heute gut war. Dein Gehirn lernt, Positives wieder bewusster wahrzunehmen – und das verändert langfristig deinen Blick auf dich selbst.

Andere Therapieformen: Wenn du tiefer schauen willst

Neben der Verhaltenstherapie gibt es noch andere Formen der Psychotherapie Depression, die unterschiedlich tief gehen.

Die tiefenpsychologisch fundierte Therapie bezieht deine Vergangenheit stärker ein: welche Erfahrungen prägen deine Denkmuster? Welche unbewussten Konflikte belasten dich heute noch?

Die analytische Psychotherapie (oder klassische Psychoanalyse) geht noch weiter – sie ist intensiver, dauert länger und erfordert mehr Sitzungen pro Woche. Dafür kann sie tief verwurzelte Muster auflösen, wenn du bereit bist, richtig in die Innenschau zu gehen.

Etwas neuer und oft unterschätzt ist die systemische Therapie. Sie betrachtet dich im Kontext deines sozialen Umfelds – Familie, Beziehungen, Arbeit. Denn manchmal hängt das Tief weniger an dir selbst als an Dynamiken um dich herum. Gemeinsam mit der Therapeut:in analysierst du, was du beeinflussen kannst, und findest neue Wege im Miteinander.

Medikamente – wann sie sinnvoll sind

Bei mittleren bis schweren Depressionen empfehlen Ärzt:innen häufig eine Kombination aus Psychotherapie und Antidepressiva. Die Medikamente greifen in den Hirnstoffwechsel ein und gleichen Botenstoffe wie Serotonin oder Noradrenalin aus – sie sind also keine „Happy Pills“, sondern stabilisieren, damit du in der Therapie überhaupt wieder Zugang zu Motivation und Antrieb findest.

Es dauert meist zwei bis vier Wochen, bis du merkst, dass sie wirken. Wichtig ist: nicht abrupt absetzen, sondern langsam ausschleichen – immer gemeinsam mit deiner Ärzt:in.

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Manche nutzen Johanniskraut bei leichten Depressionen, aber Achtung: Es kann mit der Pille oder anderen Medikamenten interagieren, also vorher unbedingt ärztlich abklären.

Ergänzende Bausteine, die dich stärken

Was viele unterschätzen: kleine Veränderungen im Alltag können richtig viel bewirken. Bewegung ist dabei fast schon Medizin – regelmäßiger Sport kann depressive Symptome messbar senken. Auch Achtsamkeitsübungen, Yoga oder progressive Muskelentspannung helfen, Stress zu reduzieren und wieder besser zu schlafen.

Tipp: Bewegung, Licht, Struktur – das sind drei kleine Stellschrauben, die du sofort drehen kannst. Kein Wundermittel, aber echte Verstärker jeder Therapie.

Wie lange dauert eine Therapie bei Depression?

Viele wünschen sich schnelle Besserung – und ja, erste Fortschritte sind oft schon nach wenigen Wochen spürbar. Aber echte Stabilität braucht Zeit. Bei leichten Depressionen reichen manchmal 10 bis 20 Sitzungen, bei mittleren oder schweren Verläufen dauert eine Therapie Depression meist 6 bis 12 Monate, manchmal auch länger.

Man spricht von drei Phasen:

  1. Akutphase: Symptome lindern und Alltag wieder meistern.
  2. Erhaltungsphase: Rückfälle verhindern und Routinen festigen.
  3. Langzeitphase: Frühwarnzeichen erkennen, Selbsthilfe stärken.

Du musst also kein „fertiges Projekt“ sein – wichtig ist, dass du dranbleibst und dir Zeit gibst, dich neu zu sortieren.

Selbsthilfegruppen bei Depressionen

Viele denken bei Selbsthilfegruppen an graue Stuhlkreise und betretenes Schweigen. In Wahrheit sind sie oft das Gegenteil: lebendig, unterstützend und ehrlich. Eine Selbsthilfegruppe ist ein Ort, an dem du mit Menschen sprichst, die genau wissen, wie es sich anfühlt. Kein Mitleid, sondern Verständnis. Kein Druck, sondern Gemeinschaft.

Hier kannst du dich austauschen, Tipps sammeln, dich motivieren lassen – und einfach merken, dass du nicht allein bist. Manche kommen während ihrer Therapie dazu, andere als Übergang, solange sie noch auf einen Platz warten.

Wenn du interessiert bist: die Deutsche Depressionshilfe hilft dir, Gruppen in deiner Nähe zu finden – manche laufen auch online.

Wie du einen Therapieplatz findest: Schritt-für-Schritt-Anleitung

Schritt 1: Sprechstunde organisieren

Ruf bei der 116 117 an oder nutze Portale wie Doctolib. Du bekommst dort einen Termin für eine psychotherapeutische Sprechstunde. Die ist kostenlos und klärt, welche Therapieform für dich passt.

Schritt 2: Probatorische Sitzungen nutzen

Du hast Anspruch auf bis zu fünf Kennenlerntermine bei Therapeut:innen. In diesen „Probatorik“-Sitzungen kannst du prüfen, ob ihr zusammenpasst – ganz ohne, dass sofort eine Kasse etwas genehmigen muss.

Schritt 3: Alternativen anfragen

Frag bei psychotherapeutischen Ambulanzen, Ausbildungsinstituten oder der psychologischen Beratung deiner Uni nach. Dort gibt es oft kurzfristige Plätze oder zumindest Zwischenlösungen, bis du eine feste Praxis findest.

Schritt 4: Krankenkasse einbinden

Wenn du trotz Bemühungen keinen Platz bekommst, kannst du bei deiner Krankenkasse eine Kostenerstattung beantragen. Dann übernehmen sie auch eine private Praxis – Hauptsache, du bekommst Hilfe.

Schritt 5: Überbrücken statt abwarten

Nutz die Wartezeit für Online-Programme, Selbsthilfegruppen oder Beratungsgespräche. Das kann dir schon helfen, Strukturen zurückzugewinnen – und macht den Einstieg in die eigentliche Therapie leichter.

Hilfe, wenn’s akut ist

Falls du dich gerade überfordert oder suizidal fühlst: bitte bleib nicht allein damit. Es gibt sofort erreichbare Anlaufstellen, die dir zuhören und Hilfe organisieren können.

  • Telefonseelsorge: 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222 (kostenlos & rund um die Uhr)
  • Nummer gegen Kummer: 116 111 (für junge Menschen, Mo–Sa 14–20 Uhr)
  • Krisendienst: in jeder größeren Stadt oder Region (z. B. München: 0800 655 3000)
  • Notfall: wenn du dich akut gefährdet fühlst, wähle 112 oder geh direkt in die nächste psychiatrische Klinik.

Hilfe annehmen ist kein Zeichen von Schwäche

Ob Verhaltenstherapie, Psychotherapie, Medikamente oder Selbsthilfegruppe Depression – du hast viele Möglichkeiten, wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Depression ist behandelbar, und du darfst dir die Unterstützung holen, die du brauchst. Niemand muss das allein schaffen.

Und falls du dich fragst, ob du „schon krank genug“ bist, um Hilfe zu suchen: ja. Du bist es. Und du hast es verdient, dass es dir besser geht.

(AOK/Barmer/Deutsche Depressionshilfe/Deutsche Depressionsliga/IQWiG/Neurologen und Psychater im Netz/Schön Klinik/Stiftung Gesundheitswissen/SAHO)

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