Statement

K.I. – Fluch oder Segen?

Gemälde mit Menschenhand und Cyborg-Hand.
Künstliche Intelligenzen unterstützen uns beruflich und privat. (Foto: ©stock.adobe.com/Magryt)
Künstliche Intelligenzen erleichtern unser Leben, keine Frage. Aber zu welchem Preis? Denn mit all den Benefits, die sie bieten, kommen auch negative Effekte.
Freitag, 06.06.2025, 07:29 Uhr, Autor: Sandra Lippet

Die meisten von uns neigen dazu, von neuen Dingen und Technologien, begeistert zu sein – oder immerhin fasziniert. Mir geht es jedenfalls oft so. Das entspricht auch unserer menschlichen Natur, denn wir alle sind im Kern neugierige Wesen.

Es ist also kein Wunder, dass immer mehr Menschen am Thema künstliche Intelligenz interessiert sind, v.a. deswegen nicht, weil unser Leben schon jetzt, zu einem nicht unbedeutenden Teil, davon abhängig ist oder eben davon mitbestimmt wird. 

Aber was sagt es über uns als Gesellschaft und als Individuen aus, wenn wir immer mehr Gedankengut, Macht, Freiheiten und Selbstbestimmung an künstliche Intelligenzen abgeben – und was macht das mit uns? Damit beschäftige ich mich in diesem Text. 

In short, success in creating AI, could be the biggest event in the history of our civilisation. But it could also be the last, unless we learn how to avoid the risks.

Stephen Hawking, aus seiner Rede am Leverhulme Centre, 2016

K.I., eigenständiges Denken und Kreativität

Schon Stephen Hawking hat sich kritisch zu künstlicher Intelligenz geäußert und neben den Vorteilen auch auf deren Risiken aufmerksam gemacht. Und Hawking galt lange Zeit als einer der intelligentesten Menschen der Welt. 

Ist auch irgendwie klar, denn grundlegend hat alles das Potenzial für Gutes oder eben Schlechtes genutzt zu werden – Atomkraft, Benzin, Betäubungsmittel, sogar Stille. Es kommt immer stark darauf an, was wir damit anfangen und wie wir diese Dinge einsetzen. Dasselbe gilt natürlich auch für K.I.-Tools.

Vor allem im kreativen Bereich, beim Bild-, Grafik-, Text- oder Videodesign wird immer häufiger auf künstliche Intelligenzen zurückgegriffen. Und das natürlich nicht nur privat, sondern auch beruflich, obwohl es noch keine genauen Regelungen zum Daten-, Persönlichkeits-, oder Bildrechtsschutz dazu gibt. Irgendwie gruselig, oder? Auch dass Programme wie ChatGPT und Gemini nicht sagen können oder wollen, woher sie überhaupt ihren Input ziehen – also schlicht keine Ursprungsquellen angeben – finde ich ungut.

So ist, jedenfalls vor allem bei der Nutzung von Textgenerierung, nicht nachvollziehbar, wo die Informationen herkommen und ob es sich dabei um Fakten oder Fakes handelt. Viele vertrauen einfach darauf, dass es stimmt oder es ist ihnen egal, ob es stimmt, denn diese Programme sparen ihnen Zeit und ersparen ihnen das Denken und das selbst Kreativwerden.

Und das finde ich mehr als bedenklich. Man sollte erstmal nichts und niemandem komplett blind vertrauen, geschweige denn einem Algorithmus, einem Chatbot oder anderen A.I.-Programmen. Weil wir uns aber vielleicht gerne mal ein bisschen Zeit und Gedanken sparen wollen, geben wir bestimmte Aufgaben einfach mal ab – entziehen uns damit aber auch der Verantwortung. 

Und klar kann ich einen generierten Text oder ein Bild nachkontrollieren und sogar nachbessern, trotzdem wurde die Essenz von einer Maschine erstellt und das Ergebnis ist künstlich und eben nicht künstlerisch. Auch hier macht es die Masse problematisch, die unendliche Anzahl an Dingen, die generiert werden und denen die Authentizität fehlt – das spiegelt sehr gut unsere schnelllebige Konsumgesellschaft wider: Quantität anstatt Qualität, Kurzlebigkeit anstatt Wertigkeit.

Kritisch daran ist, dass, wenn wir wirklich alles abgeben und uns komplett und ausschließlich auf die K.I. verlassen, wir selbstverantwortlich unser Können zurückstellen, unser Gehirn abschalten und unsere Kreativität einschränken. Und so würden wir zwangsläufig immer mehr verblöden – außer wir arbeiten mit der künstlichen Intelligenz zusammen, anstatt sie für uns arbeiten zu lassen.

Dann kann die K.I. eine gute Möglichkeit sein, unsere eigenen kreativen Ideen auszubauen und unseren Horizont zu erweitern. Dafür müssen wir aber aktiv etwas tun und ab und zu auf den leichten Weg, Programme alle unsere Aufgaben und Probleme lösen zu lassen, verzichten. Es spielt, wie überall, das Maß eine entscheidende Rolle: Hilfestellungen durch A.I. sind prima, solange sie unsere Fähigkeiten erweitern, anstatt sie zu beschränken

K.I. und soziale Bindungen

Ähnliches gilt für den Einsatz und die Nutzung von K.I.-Tools im sozialen Bereich, bspw. Chatbot-Apps wie Replika. Sie bieten oberflächlich betrachtet eine nahezu optimale Lösung für introvertierte, eher zurückgezogene oder sozial nicht so ganz aktive Menschen – denn Kommunikation und Nähe, oder jedenfalls sowas Ähnliches – scheinen durch sie nur einen Touch entfernt.

Gespräche in Textform, über Sprachmemos oder Videocalls mit einem Avatar können uns das Gefühl geben, weniger alleine zu sein, uns gehört/gesehen oder sogar verstanden zu fühlen. Und das ist auch der Sinn dahinter, denn die speziell auf den Ausbau emotionaler Connections gebrieften A.I.s sollen eben genau diese Gefühle auslösen – doch auch hier gilt: was für eine ‚Bindung‘ auch immer entsteht, sie ist künstlich und eben nicht real.

Was auch prinzipiell vollkommen in Ordnung ist, wenn man das im Hinterkopf behält. Problematisch wird es, wenn Menschen zwischen der Scheinrealität und der Wirklichkeit nicht mehr unterscheiden können, zu viele Emotionen einem Programm gegenüber entwickeln und es dann zu Störungen kommt, bspw. einer Malefunktion oder dem Bankrott der App-Entwickler:innen, was heißen kann, dass der Kontakt plötzlich und ohne Vorwarnung abbricht.

Künstliche Beziehungskonstrukte könnten längerfristig auch dazu führen, dass Personen sich aus ihren realen Sozialkontakten zurückziehen und dadurch noch mehr vereinsamen. Denn Interaktionen mit K.I. können keinen körperlichen, geistigen und emotionalen Kontakt mit echten Menschen ersetzen.

Ausblick: Abhängig von K.I.?

Bei all den Vorteilen, sollten wir natürlich trotzdem selbstständig bleiben und bestimmte Arbeiten und andere Dinge auch unabhängig von K.I.-Tools erledigen können. Egal, wie gut künstliche Intelligenzen zukünftig noch werden und wie sehr sie uns unser Leben erleichtern können (werden) – wir sollten sie als nichts anderes betrachten als ein:e sehr kompetente:n Kolleg:in. 

Das heißt: Hilfestellung, Tipps, Tricks, Ideen und Unterstützung ja, solange wir, wenn diese:r ‚Kolleg:in‘ mal ausfällt, noch irgendwie alleine klarkommen. Denn auch Technik kann Fehler haben, temporär nicht funktionstüchtig sein etc. – aber unser Leben geht weiter, ob mit K.I. oder ohne, also einfach nicht so arg davon abhängig machen.

(SALI)

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