Herzschmerz therapieren – ein Fallbeispiel
Es ist ein Irrglaube zu denken, dass jede Partnerschaft für die Ewigkeit bestimmt ist. Je jünger man ist, desto unwahrscheinlicher. Fakt ist: Auch langjährige Beziehungen gehen irgendwann einmal in die Brüche. Das ist zwar schade, aber in manchen Fällen unausweichlich…
Ich habe ebenfalls eine Trennung hinter mir. Wie ich damit umgehe? Ich lasse den Schmerz zu, spreche mit Vertrauten darüber und therapiere mich selbst. Wie das geht? Ich schreibe.
Die Trennung kündigte sich lange vorher an
Es war im Sommer vergangenen Jahres, als ich allmählich merkte, dass meine ehemalige Partnerin und ich uns auseinandergelebt hatten.
Wir führten damals eine Fernbeziehung, sahen uns nur noch an den Wochenenden und sie hatte frisch mit ihrem Studium begonnen. In der einen Woche kam sie mich besuchen, in der Woche drauf fuhr ich zu ihr. So war es vereinbart und anfangs funktionierte das auch.
Doch ab einem gewissen Zeitpunkt fiel mir auf, dass sie immer wieder Ausreden erfand, um mich nicht mehr besuchen zu müssen. Da ich dennoch nicht auf ein gemeinsames Wochenende verzichten und bei dieser Gelegenheit auch meine Eltern besuchen wollte, stieg ich nach einer 40-Stundenwoche in mein Auto und machte mich auf den Weg zu ihr.
Dementsprechend war die Enttäuschung bei mir dann recht groß, wenn ich zu ihr fuhr und sie nicht alleine antraf. Manchmal lud sie zu Spieleabenden ein oder setzte mich recht spontan darüber in Kenntnis, dass sie für den Abend schon etwas anderes mit ihren Freunden ausgemacht und somit keine Zeit für mich habe.
Die Situation spitzte sich dann bei der Planung des Sommerurlaubs zu. Ich schlug vor, dass wir zu zweit in den Urlaub fahren könnten. Sie lehnte mit dem Argument ab, dass sie dafür kein Geld habe, ging allerdings gleichzeitig mit unseren gemeinsamen Freunden zum Feiern. Als einer unserer Freunde dann fragten, ob wir zusammen in den Urlaub fahren wollen würden, stimmte sie dem zu, ohne mit der Wimper zu zucken.
Das gab mir zu denken, doch ich hielt weiter an der Beziehung fest und so fuhren wir gemeinsam nach Kroatien und mieteten uns eine kleine gemütliche Villa mit Pool. Und der Sommerurlaub war wider Erwarten dann doch sehr erfrischend.
Ratschläge annehmen
Ich beschreibe einen guten Freund immer so: Charakteristisch für einen guten Freund ist die Eigenschaft, dass er genau das anspricht, was alle denken, aber keiner jemals thematisieren würde. Und immer wieder wurde es mir nahegelegt, mich von meiner ehemaligen Freundin zu trennen.
Doch ich ignorierte diese Warnungen, verdrängte und klammerte mich fest an das, was mir zu diesem Zeitpunkt das Wichtigste überhaupt war – die Beziehung.
Freiräume lassen – eigene Interessen verfolgen
Aus Angst sie zu verlieren wurde ich sehr anhänglich und überschüttete meine ehemalige Freundin mit so viel Liebe, dass sie darin zu ersticken drohte.
Dadurch verschärfte sich die Situation – ich ließ ihr nur wenig Luft zum Atmen und sie zog sich weiter zurück und ging auf Abstand. Das war im Nachhinein betrachtet der falsche Weg und es wäre besser gewesen, ihr ihre Freiräume zu lassen.
Gesunder Egoismus wäre besser gewesen
In der gesamten Zeit habe ich meine eigenen Interessen stark vernachlässigt, war für sie mehr da, als für mich selbst und habe mich – ohne es vielleicht zu bemerken – in eine starke emotionale Abhängigkeit begeben.
Freunde sah ich seltener und auch sportliche Aktivitäten blieben auf der Strecke. Wenn meine Exfreundin und ich Zeit zusammen verbrachten, dann waren es meistens Filmabende auf der Couch oder eben der Besuch in Kneipen zusammen mit meinen Jungs.
Gescheiterte Kommunikation
Als ich sie mit meinen Wünschen und Bedürfnissen konfrontierte blockte sie das Gespräch sofort ab oder wechselte das Thema.
Ich suchte nach Kompromissen und da ich merkte, dass sie ein oder das andere Mal alles andere als glücklich zu sein schien, versuchte ich ihre Wünsche und Bedürfnisse herauszufinden. Leider reagierte sie auch auf diese Frage nicht so, wie ich es mir vielleicht erhofft hätte.
Wenn ich ehrlich bin, war es immer ein besonders kniffeliges Ratespiel herauszufinden, welche Gedanken ihr Gerade im Kopf herumspukten und was sie tatsächlich wollte, schließlich gelang es ihr nur äußerst selten, sich mir dahingehend zu öffnen und sich auf mich und meine Fragen einzulassen, dass ein konfrontatives Gespräch möglich war.
Fehler eingestehen
Später ist man immer schlauer und aus seinen Fehlern lernt man. Das kann man allerdings erst dann, wenn man sich seine Fehler auch eingesteht. Und das ist kein einfacher Prozess.
Bei mir hat es auch ein wenig gedauert, bis ich verstanden habe, dass ich eher wie mit einem Kind als mit einer Partnerin auf Augenhöhe gesprochen habe und gewisse Dinge zu sehr forciert habe, die mir einfach wichtig gewesen sind. Ich habe ihr zu wenig Freiräume gelassen und wohl nicht verstanden, dass sie sich in einem anderen Lebensabschnitt befindet, als ich das mit meinen 30 Jahren tue.
Vielleicht war es am Ende dann doch der zu hohe Altersunterschied von sechs Jahren, der es neben allen anderen, bereits erwähnten Faktoren, zusätzlich erschwerte eine gemeinsame Basis zu finden.
Aussprechen und sich von Altlasten befreien
Nun ist es so ziemlich genau einen Monat her, dass wir uns getrennt haben. Wir sind nicht im Streit auseinandergegangen, wie das ja manchmal ist. Haben unserem letzten gemeinsamen Abend noch zusammen gegessen, ein Gläschen Wein getrunken und uns danach verabschiedet.
Vier Jahre sind eine lange Zeit und weil uns beiden daran gelegen ist, uns als Menschen nicht vollkommen aus den Augen zu verlieren, sind wir gerade dabei zu versuchen wieder eine gemeinsame Vertrauensbasis aufzubauen. Noch ist das Konstrukt ein wenig fragil, da noch zu viele Dinge aus der Vergangenheit noch nicht angesprochen und kommuniziert wurden.
Sobald jeder sich von seinen Altlasten gelöst hat, steht einem respektvollen Umgang miteinander wahrscheinlich nichts mehr im Wege und ich hoffe sehr, dass wir das auf die Reihe bekommen.
Wenn auch ihr euch gerade in einer Trennungsphase befindet: verliert den Mut nicht, Trennungen tun weh – lasst das ruhig zu. Verarbeitet eure Beziehung, redet offen darüber und versucht für euch den bestmöglichen Weg zu finden damit irgendwie positiv abzuschließen.
(THWA)
