Warum Kreislaufwirtschaft sinnvoll ist
Unser Planet ächzt und stöhnt unter den Umweltschäden, die wir ihm alle täglich zumuten. Neben Abgasen, Verunreinigung der Böden und Meere mit Müll und fossilem Öl sind es insbesondere schlecht abbaubare Kunststoffe, die ihm zu schaffen machen. Glücklicherweise haben wir das mittlerweile erkannt. So hat sich beispielsweise die Euphorie, die Kunststoffe anfänglich hervorgerufen haben, gelegt – der Blick darauf wird allgemein kritischer.
Der Fairness halber muss man aber sagen: Unseren Fortschritt verdanken wir unter anderem leider gerade Materialien, die die Umwelt belasten. Beispielsweise eben diese Polymere, das ist der Fachbegriff für Kunststoffe, haben einen so mannigfaltigen Verwendungsreichtum, dass es kaum eine Branche gibt, die ohne sie auskommt. Die Verpackungsindustrie, Automobilhersteller, Bauunternehmen, usw. – sie alle würden ohne den Einsatz von Kunststoffen nicht bestehen können. So gut wie jeder Industriezweig ist in irgendeiner Form abhängig von Polymeren aller Art.
Wir sind in unserer modernen Welt auf synthetische Materialien angewiesen. Aber wir müssen sie besser gestalten, damit unsere Umwelt nicht so unter ihnen leidet.
Was ist Kreislaufwirtschaft, einfach erklärt?
An dieser Stelle kommt die Kreislaufwirtschaft ins Spiel. Der Begriff bildet den Gegensatz zur linearen Wirtschaft. Letztere folgt dem Prinzip von „Take – Make – Dispose“ – also Rohstoffe entnehmen – Produkte herstellen – nach Gebrauch entsorgen. So wurde es viele Jahrzehnte, eigentlich Jahrhunderte gehandhabt. Wie es der Umwelt dabei ging, hat niemanden groß interessiert. Schäden wurden einfach hingenommen. Dieses Verhalten ist nicht mehr zeitgemäß – gut, das war es eigentlich nie. Ein neues System musste her. An die Stelle der linearen Wirtschaft sollte nun die der Kreislaufwirtschaft treten.
Definition Kreislaufwirtschaft:
Die Kreislaufwirtschaft ist ein nachhaltiges Wirtschaftsmodell, das darauf abzielt, Ressourcen so effizient wie möglich zu nutzen, Abfall zu vermeiden und Materialien so lange wie möglich im Wirtschaftskreislauf zu halten. Sie basiert auf dem Prinzip: Reduzieren – Wiederverwenden – Recyceln.
Produkte und Materialien sollen von Anfang an so gestaltet werden, dass sie langlebig, reparierbar, wiederverwendbar oder recycelbar sind. Dadurch sollen Umweltbelastungen minimiert werden.
Die Kreislaufwirtschaft gilt derzeit als eine Art Heiliger Gral für mehr Nachhaltigkeit und die Rettung unseres Planeten vor dem Kollaps. Die Ziele im Einzelnen für dich zusammengefasst:
- Schutz der natürlichen Ressourcen
- Reduktion von Müll und Umweltverschmutzung
- Förderung nachhaltiger Wirtschaftsmodelle
- Unterstützung von Innovation und Effizienz in der Produktion
Damit ist die Gangrichtung klar. Nachhaltigkeit ist die Devise der Stunde. Aber wie genau gelangen wir zu diesen Zielen? Sowohl Unternehmen als auch Verbraucher:innen bzw. die Gesellschaft können mit der Umsetzung von fünf Grundsätzen die sogenannte Circular Economy in Gang bringen. Dazu zählen:
- Vermeidung: Abfall gar nicht erst entstehen lassen. Das heißt, schon bei der Herstellung wird darauf geachtet, möglichst wenige Rohstoffe zu verbrauchen. Es wird versucht, die Produkte langlebig, reparierbar und ressourcenschonend herzustellen. Dazu zählen beispielsweise Mehrwegverpackungen.
- Wiederverwendung: Produkte mehrfach verwenden. Gebrauchte Produkte werden direkt weiterverwendet. So zum Beispiel bei Pfandsystemen. Durch die verlängerte Nutzungsdauer werden Ressourcen gespart.
- Recycling: Materialien zurückgewinnen und erneut in die Produktion integrieren. Verwendete Produkte bzw. Abfälle werden wieder in Rohstoffe umgewandelt und für neue Produkte verwendet. In Deutschland werden beispielsweise PET-Flaschen bzw. der Müll aus der Gelben Tonne wieder für neue Produkte aufbereitet.
- Upcycling: Aus Abfallprodukten etwas Wertvolleres herstellen, dafür eignen sich viele Dinge: Möbel, Bauteile usw. An sich ist das ein toller Ansatz, funktioniert aber bisher nur im kleinen Maßstab oder privaten Bereich.
- Nachhaltiges Produktdesign: Produkte von vornherein so gestalten, dass sie reparierbar, recycelbar und ressourcenschonend sind. Schon im Entwicklungsprozess wird darauf geachtet, dass Produkte langlebig und umweltfreundlich sind. Dazu zählen unter anderem leicht austauschbare Einzelteile, modulare Bauweise und Nutzung recycelbarer Materialien.
Klingt doch eigentlich ganz machbar. Glücklicherweise versuchen Politik und Umweltorganisationen, die Industrie und die Gesellschaft immer mehr in Richtung Kreislaufwirtschaft zu pushen – mit Gesetzen, Auflagen und Kampagnen. Läuft soweit.
Warum brauchen wir eine Kreislaufwirtschaft?
Ich weiß nicht, ob ich es schon genug verdeutlicht habe...aber in erster Linie geht es um den Umweltschutz. Dabei stehen zwei Aspekte im Vordergrund: die Vermeidung von weiteren Umweltverschmutzungen und der bewusste Umgang mit den natürlichen (begrenzten) Ressourcen.
Unser Planet ist mittlerweile überzogen mit zerstörten Lebensräumen und Landschaften. Das alles nimmt die Menschheit in Kauf, um wertvolle Rohstoffe abzubauen. Abholzung von Wäldern, Förderung von Öl oder der Abbau seltener Erden – das sind die Grundpfeiler der Umweltzerstörung. On top verursachen wir tagtäglich Berge von Müll.
Kreislaufwirtschaft schützt den Planeten Erde
So kann es nicht weitergehen, denn irgendwann haben wir unseren eigenen Lebensraum so weit zerstört, dass wir uns wirklich einen neuen Planeten suchen müssen. Dann sind wir übrigens die Aliens, die einen anderen Planeten kapern wegen seiner Rohstoffe...aber das ist ein anderes Thema.
Um das zu verhindern, also dass wir diesen Planeten zerstören, brauchen wir dringend eine Kreislaufwirtschaft. Nicht nur, dass wir durch das Recycling von Produkten und Materialien Ressourcen sparen, wir können dadurch auch die jährlichen Treibhausgasemissionen deutlich reduzieren. Ansonsten laufen wir Gefahr, noch mehr Lebensräume für lange Zeit zu zerstören.
Schon jetzt bemerken Wissenschaftler:innen eine Reduzierung der biologischen Vielfalt. Zum Beispiel verschwinden immer mehr Insekten. Auch ihre Lebensräume werden durch unser Handeln zerstört. Schlussendlich kommt die Circular Economy damit auch den kleinen, sechsbeinigen Kolleg:innen zugute – yay!
Wenn wir es also schaffen, Produkte von Anfang an so zu gestalten, dass sie nachhaltig und im Sinne der Kreislaufwirtschaft gearbeitet sind, könnten wir den Energie- und Ressourcenverbrauch deutlich reduzieren. Schätzungsweise über 80 Prozent der Umweltauswirkungen eines Produkts werden nämlich während der Designphase bestimmt. Hier passt das Motto: „Erst denken, dann machen!“ leider außerordentlich gut.
Hier noch ein paar Denkanstöße für dich, warum eine Abkehr von der linearen hin zur zirkulären Wirtschaft sinnvoll ist:
- Jede:r von uns Europäer:innenn verursacht jährlich circa 190 kg Verpackungsabfall. Ohne die Möglichkeit, diesen Abfall zu recyclen, versinken wir in naher Zukunft in Müllbergen.
- Unsere Ressourcen sind endlich! Allein im Jahr 2022 hat jede:r Europäer:inn ungefähr 14,9 Tonnen an Rohstoffen verbraucht, welche zu einem großen Teil unwiederbringlich verloren sind.
- Mit einer Kreislaufwirtschaft könnten die Lebenskosten für uns Verbraucher:innen sinken, da Rohstoffe immer wieder oder schonender verwendet würden.
- Wir erhalten langlebigere und innovativere Produkte, die unsere Lebensqualität steigern und langfristig Geld sparen.
Was gehört alles zur Kreislaufwirtschaft?
Es ist komplex. Die Thematik bezieht sich, wie du sicherlich schon bemerkt hast, nicht nur auf einen kleinen Bereich. Ganz im Gegenteil. Es gibt sehr viele Faktoren, die zur Zirkulären Wirtschaft beitragen und sie stützen. Dazu zählen:
- Produktdesign und Entwicklung: Gemeint sind damit die Langlebigkeit, Reparaturfreundlichkeit, Recyclingfähigkeit von Produkten. Aber auch der Einsatz von wiederverwendeten oder neuen Materialien
- Industrielle Prozesse und Innovation: Die Industrie arbeitet daran, ihre Prozesseffizienz zu steigern (also weniger Energie bei höherem Outcome), weniger CO₂ auszustoßen und mehr neue bzw. recycelte Materialien zu nutzen
- Nutzung und Lebensdauer von Produkten: Hierbei geht es um die Wartung und Reparatur, Wiederverwendung, Refurbishment / Remanufacturing der Produkte
- Rücknahme, Recycling und Lebensende: Zu diesem Aspekt zählen die stoffspezifische Sammlung (Gelbe Tonne, Restetonne, Biotonne), die Wiederaufbereitung von Materialien, das Downcycling/Upcycling
- Geschäftsmodelle und Verbraucherverhalten: Sharing Economy, Kaufverhalten/ Konsum kritisch hinterfragen
- Politische und rechtliche Rahmenbedingungen: Es geht um gesetzliche Vorgaben für Recyclingquoten, Ökodesign-Richtlinien etc., aber auch um erweiterte Herstellerverantwortung – das heißt, die Industrie selbst muss Verantwortung für den gesamten Lebenszyklus ihrer Produkte übernehmen
- Monitoring und Messung: Natürlich müssen die einzelnen Maßnahmen auch überprüft werden. Zum Beispiel mittels Ökobilanzierung, welche die Umweltwirkungen von Produkten über den gesamten Lebenszyklus hinweg analysiert oder Ressourceneffizienzindikatoren
All das sind Bereiche, die eng mit der zirkulären Wirtschaft verknüpft sind. Es handelt sich dabei also um ein sehr umfassendes System von Maßnahmen und Verhaltensweisen, die ineinander greifen. Diese betreffen nicht nur die Industrie, sondern auch unsere Gesellschaft und dich als einzelners Individum. Jede:r kann und muss seinen Teil dazu beitragen.
Studiengänge zur Kreislaufwirtschaft
Dich begeistert das Thema und du hast Lust, dich auch in Zukunft mit damit zu beschäftigen? Die Circular Economy bietet dir auf jeden Fall zukunftsorientierte Karrierechancen! Wenn du also deine berufliche Zukunft dem Thema widmen möchtest, gibt es im deutschsprachigen Raum verschiedene Möglichkeiten, in dieser Richtung zu studieren.
Dir stehen sowohl Präsenz-Studiengänge als auch Online-Varianten zur Verfügung. Hier eine kleine Auswahl mit thematisch-passenden Angeboten:
- „Sustainability Management and Technologies“ – staatliche Technische Hochschule Ingolstadt: Regelstudienzeit beträgt 4 Semester in Vollzeit und endet mit dem Abschluss „Master of Science“.
- „Sustainability Management“ – staatliche IMC Hochschule für Angewandte Wissenschaften Krems: Die Regelstudienzeit des berufsbegleitenden Studiums von 6 Semestern endet mit dem Abschluss „Bachelor of Arts“.
- „Circular Economy“ – staatliche Technische Hochschule Rosenheim: Die Regelstudienzeit beträgt 5 Semester und endet mit dem Abschluss „Master of Science“. Es handelt sich um ein berufsbegleitendes Studium.
- „Nachhaltige Kunststofftechnik und Kreislaufwirtschaft“ – staatliche Universität Johannes Kepler Linz. Das Vollzeit-Studium schließt nach 6 Semestern mit einem Abschluss als Bachelor of Science (BSc).
- Nachhaltigkeitsmanagement – SRH Fernhochschule: Das Studium dauert 6 Semester und endet mit dem Abschluss Bachelor of Arts (B.A.). Es handelt sich um ein Online-Studium mit optionalen Präsenzveranstaltungen.
- Circular Economy – Technische Universität München: Die Regelstudienzeit des Vollzeit-Studiums von 6 Semestern endet mit dem Abschluss „Bachelor of Arts“ B.A.
- „Recycling, Umwelt und Nachhaltigkeit“ – staatliche Hochschule Magdeburg-Stendal: Die Regelstudienzeit beträgt 7 Semester in Vollzeit und wird mit einem „Bachelor of Engineering“ B. Eng abgeschlossen.
Das hier ist wie gesagt nur ein klitzekleiner Einblick in die Angebotsvielfalt. Dir stehen noch viel mehr Studiengänge und Berufe zur Auswahl. So kannst du
beispielsweise auch in die Fachrichtungen Kunststofftechnik, Umwelttechnik, Chemie oder Anlagen- und Maschinenbau gehen und dich innerhalb des Fachs dann auf den Bereich Kreislaufwirtschaft spezialisieren.
Sind das alles nicht so deine Passionen, kannst du auch in Fachrichtungen, die auf den ersten Blick vielleicht nicht danach aussehen, in Richtung Kreislaufwirtschaft studieren. So bieten dir auch Pädagogik, Wirtschaftswissenschaften, Jura oder you name it, die Chance, dich für die Circular Economy einzusetzen. Du findest da ganz sicher (d)einen Weg!
(Europäisches Parlament/BMUV/CHHI)