Gamescom 2023

Vom Gastgewerbe in die Gaming-Branche: Wie das Kuecken zur Streamerin wurde

STUDENTpartout Redakteur Welf Wacker im Interview mit der Twitch-Streamerin „Das Kuecken“ auf der Gamescom 2023 in Köln. (Foto:  © ThWa)
STUDENTpartout Redakteur Welf Wacker im Interview mit der Twitch-Streamerin „Das Kuecken“ auf der Gamescom 2023 in Köln. (Foto: © ThWa)
Die junge Frau, die ihre Community als „das Kuecken“ auf ihrem Twitch-Kanal Kueckensnest begrüßt, ist als Quereinsteigerin in der Gaming-Branche gelandet. Auf der Gamescom 2023 hat sie mit STUDENTpartout über ihren beruflichen Neuanfang als Streamerin gesprochen.
Montag, 28.08.2023, 11:41 Uhr, Autor: Thiemo Welf-Hagen Wacker

Hi, du bist also das Kuecken – das ist ja putzig. Ist das dein Streamer-Name?

Vorsicht – ich stelle mich zwar als das Kuecken vor, was im ersten Moment sehr niedlich und witzig klingt, aber ich bin alles andere als albern.

Nein, der Name gehört zu mir und ist mehr als nur ein gewöhnlicher Streamername. Ich habe ihn mir tatsächlich als Künstlername in meinen Personalausweis eintragen lassen. 

Ach echt? Wie kam es denn dazu?

Neben dem Streamen male ich leidenschaftlich gerne und stelle meine Bilder auch aus. Um bei der Akkreditierung dann nicht ständig nach meinem Klarnamen gefragt zu werde und meine Privatsphäre zu schützen, habe ich das so durchgesetzt. 

Irgendwann hat es mich genervt, dass ich ständig nach meinem Klarnamen gefragt worden bin, wenn ich mich für eine Veranstaltung akkreditieren musste und mein Künstlername nicht ausreichend war.

Des Weiteren finde ich einfach, dass nicht jeder wissen muss, wie ich tatsächlich heiße und wo ich wohne. Und gerade das Internet ist in mancherlei Hinsicht ein Ort, wo man so schnell gewissen Gefahren ausgesetzt ist. Da möchte ich nichts riskieren.

Stimmt! Ich kann auch nicht nachvollziehen, warum manche Leute alles über sich im Netz preisgeben, aber jetzt erzähle mir doch einmal die Geschichte, wie du überhaupt zum Streamen gekommen bist.

Ich hatte einen Unfall. Dieser hat dazu geführt, dass mein Fuß nicht mehr so funktioniert, wie er normal sollte. Ursprünglich habe ich im Gastgewerbe gearbeitet, aber das war nach dem Unfall schlichtweg nicht mehr möglich.

Weil sich bei mir sehr schnell die Langeweile breitmachte, brauchte ich einen beruflichen Neuanfang. Körperlich war ich stark eingeschränkt und während des Lockdowns in der Corona-Pandemie kam das soziale Leben auch zum Erliegen. In dieser Zeit habe ich dann Twitch für mich entdeckt.

Ich habe etlichen Streamern zugeschaut und fand es sehr unterhaltsam, wobei ich bei einigen Streamern echt die Vollkrise bekommen habe und mich wohl richtig über sie ausgelassen haben muss.

Da hat mich dann meine bessere Hälfte herausgefordert, es doch selbst besser zu machen. Und was soll ich sagen: Challenge accepted!

Kurze Zeit später hatte ich dann einen Gaming-PC und das nötige Equipment, um mit dem Streamen loszulegen. Mit Elan und voll motiviert bin ich dieses neue Projekt angegangen. Das heißt: Ich habe mich erst einmal mit der gesamten Thematik, der Software und der Hardware auseinandergesetzt und mich dann richtig reingefuchst.

Hattest du davor schon irgendwelche Berührungspunkte mit der Gaming-Welt?

Nein, tatsächlich nicht. Das Zocken habe ich erst vor zwei Jahren angefangen, mit dem Streamen dann vor gut eineinhalb Jahren losgelegt. Deswegen streame ich auch hauptsächlich nur mein Main-Game World of Warcraft (WOW). Das liegt nicht zuletzt auch daran, dass es das erste Spiel überhaupt war, dass ich jemals gespielt habe.

Warum ausgerechnet WOW?

Ich finde das Spiel World of Warcraft unglaublich vielseitig. Egal, ob es jetzt der Endcontent-Bereich ist, was Mystic Plus, Dungeons oder das Raiden angeht. Darüber hinaus finde ich auch die ruhigeren Phasen in dem Spiel entspannend, in denen man farmt oder Gruppenevents startet, bei denen man dann auch ausreichend Zeit hat, um in Ruhe miteinander zu kommunizieren. 

Wie lange sitzt du dann in einem Stream bzw. wie sind deine Arbeitszeiten geregelt?

Ich halte mir das momentan noch relativ offen. Das liegt auch unterem daran, dass ich Physio- und Arzttermine wahrnehmen muss. Allerdings hat es sich eingebürgert, dass es den Pizza-Mittwoch gibt.

Aber geregelte Arbeitszeiten an sich habe ich nicht. Das mache ich sehr stark von meinem gesundheitlichen Zustand abhängig, wobei es manchmal ausufert, sodass ich teils sechs bis acht Stunden im Stream sitze. 

Was ist der Pizza-Mittwoch?

Na ja, am Pizza Mittwoch wird im Stream gemeinsam Pizza gegessen. Das heißt: Ich esse mittwochs grundsätzlich immer Pizza. Mittwochs starte ich mit meiner Community den Stream damit, dass wir uns alle einen „Happy Pizza Mittwoch“ wünschen – manchmal backen wir dann alle gemeinsam die Pizza und steigen dann erst in das Spiel ein oder jeder backt seine Pizza für sich und der Stream läuft nebenher. 

Dem wöchentlichen Event geht immer die Pizza-Diskussion am Dienstagabend voraus, in der ich mit meiner Community darüber spreche, wie jeder morgen seine Pizza belegt.

Das klingt vielleicht ein wenig banal, aber damit gebe ich auch den Leuten im Stream eine Stimme, die sich sonst bei anderen Themen eher gerne zurückhalten. Ich möchte sie dadurch ermutigen, sich aktiv am Dialog zu beteiligen oder zumindest im Chat zu interagieren.

Wie kann ich mir deine Streams vorstellen?

Gleich mal vorweg: Pro-Gaming-Content braucht man bei meinen Sessions nicht zu erwarten. Viel mehr Wert lege ich auf das Soziale miteinander und den gemeinsamen Austausch. 

Das heißt: Ich beschränke mich in meinen Streams nicht ausschließlich auf die Gaming-Thematik. Am Anfang ging es tatsächlich nur um das Spiel selbst, weil ich darüber den Einstieg gefunden habe, aber das hat sich mittlerweile in eine andere Richtung entwickelt.

Du willst den Stream live mitverfolgen? Hier findest du den Twitch-Kanal von dem Kuecken.

Gibt es eine bestimmte Zielgruppe, die du mit deinen Streams erreichen möchtest?

Nein. Das Publikum in meinen Streams ist bunt gemischt. Ich habe zum Beispiel einen Zuschauer, der bis heute nicht ein einziges Mal WOW gezockt hat.

Der hat mich irgendwie zufällig über Twitch gefunden und ist mir bis heute treu geblieben, weil er mich in keine bestimmte Schublade gesteckt hat. 

Genauso versuche ich das mit meinen Zuschauern auch zu machen. Bei mir ist wirklich jeder herzlich willkommen, solange meine Regeln im Stream respektiert und akzeptiert werden. 

Welche Regeln meinst du damit genau?

Bei mir gibt es ganz klar Regeln, wie untereinander kommuniziert werden soll. Ich will, dass man sich anständig unterhält und einander wertschätzt. Toleranz und Akzeptanz sind mir dabei sehr wichtig und bis 22:00 Uhr darf bei mir im Stream nicht geflucht werden, weil man kann ja nie wissen, ob auch jüngere Zuschauer den Weg zu mir gefunden haben. 

Darüber hinaus möchte ich mich in meinen Streams wohlfühlen und mich auf meine Zuschauer einlassen können. Gleichzeitig wünsche ich mir natürlich auch, dass diese sich bei mir im Stream sicher und aufgehoben fühlen und das geht nur, wenn man gewisse Umgangsformen wahrt. 

Da habe ich schon ein gewisses Verantwortungsbewusstsein oder kurz: Mein Stream, meine Spielregeln. Wer letztere nicht akzeptiert und sich benimmt, der fliegt.

Welche Tipps hast du für angehende Streamer?

Für den Anfang ist es ganz wichtig, die Zahlen zu ignorieren. Streame für 2 wie für 20 wie für 200 Leute. Für den Anfang fällt es einem sicherlich auch leichter, sich jemand anderen mit ins Discord mitzunehmen, den man kennt, um keine Selbstgespräche zu führen.

Aber bei mir war das ein wenig anders: Ich habe tatsächlich weder den Leuten, die ich aus dem Spiel WOW bereits kannte, noch meinen Freunden und Bekannten Bescheid gegeben, dass ich jetzt streame.

Nur so konnte ich herausfinden, wie fremde Menschen auf mich und meinen Content reagieren, was bei ihnen gut ankommt, um so erste Erfahrungen unter Realbedingungen zu sammeln. 

Und ganz wichtig ist es beim Streaming man selbst zu sein. Streame nicht für andere, sei authentisch und mache es für dich. Sei selbst davon begeistert, was du tust.

Die Leute gucken irgendwann vielleicht durch Zufall mal rein, bleiben dann hängen oder skippen weiter. Aber eine Kopie von jemand anderem braucht wirklich keiner.

Das ist billig. Ein gefälschter Markenpullover aus der Türkei sieht ja schließlich auch nicht so gut aus, wie das Original von Gucci selbst. 

Vielen Dank für das Gespräch!

(THWA)

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