How to

Gespräche mit Vorgesetzten führen

Mitarbeiterin an einem Tisch mit Chef im Gespräch.
Vor allem Gespräche übers Gehalt können tricky werden. (Foto: ©stock.adobe.com/Mapodile/peopleimages.com)
Es ist so weit: die erste offizielle Unterhaltung mit deine:r Chef:in steht an. Ob Jahresgespräch oder Gehaltsverhandlung, wir unterstützen dich! 
Montag, 03.06.2024, 15:00 Uhr, Autor: Sandra Lippet

Seit dem Vorstellungsgespräch hast du nicht mehr alleine mit deine:r Vorgesetzten gesprochen – und wenn, dann nicht unbedingt über wichtige Themen oder deine berufliche Zukunft? Für zwei Situationen ist eine gute Kommunikation aber elementar:

Wie führe ich ein Gespräch mit meine:r Chef:in? 

Am besten vorbereitet – du kannst zwar nicht so wirklich die Stimmung oder die Aussagen deiner Arbeitgebenden beeinflussen, aber was du sagen möchtest, kannst und solltest du dir davor überlegen.

Das heißt: Mach dir Gedanken darüber, was dir wichtig ist, was du erreichen möchtest – auch darüber, was dich stört – und schreib es dir auf. Nicht nur als Gedächtnisstütze, sondern auch im Gespräch selbst können dir deine Notizen helfen. Nicht selten ist man nämlich vor dem ersten Jahresgespräch oder der Gehaltsverhandlung sehr aufgeregt.

Allgemeine Kommunikationstipps:

  • Versuch, dich klar und deutlich auszudrücken. Auch hier gilt: so lang wie nötig, so kurz wie möglich. Baue Beispiele und Ausführungen nur dort ein, wo du sie brauchst.
  • Sitz aufrecht da und verschränke nicht die Arme vor der Brust, achte auf Augenkontakt. Deine Körpersprache kann dich nämlich selbstbewusst oder unsicher, offen oder abweisend wirken lassen – und du möchtest ja einen guten und auch starken Eindruck hinterlassen, oder?
  • Rede mit ruhiger Stimme in angenehmer Lautstärke. Flüstern oder halb schreien sind beides No-Gos. Man sollte dich gut verstehen können.
  • Lass deine:n Chef:in immer ausreden und bleib höflich, selbst, wenn dir manche Äußerungen nicht passen.

Gehaltsverhandlung führen

Du hast die Probezeit hinter dir, bist schon länger da oder merkst einfach plötzlich, dass andere Firmen für deine Position mehr Lohn bieten? Dann kannst du auf jeden Fall versuchen, mit deine:r Vorgesetzten über eine Gehaltserhöhung zu sprechen.

Good to know:

  • es gibt keine gesetzlich geregelten Zeiten für Gehaltsanpassungen
  • zu Jahresgesprächen und Beförderungen bieten sich Nachverhandlungen an 
  • höchstens alle 12 bis 24 Monate nach einer Gehaltserhöhung fragen

Wie viel Gehaltserhöhung kannst du verlangen?

Fragst du ohne vorherige Beförderung nach mehr Lohn, ist eine Erhöhung um ca. 4-5 % angemessen. Wurdest du befördert oder hast neue Aufgabenbereiche bekommen, kannst du aber gut 10 % bis zu 20 % mehr Gehalt verlangen. 

Du solltest vielleicht in der Verhandlung höher pokern, damit du dich mit deine:r Vorgesetzten dann in der Mitte treffen kannst. 

Halte eine mündlich zugesagte Gehaltsverhandlung immer auch schriftlich fest. Das kannst du durch einen einfachen Ausdruck machen, auf dem Datum, altes und neues Gehalt (mit der Angabe, ab wann es ausbezahlt wird) und den Unterschriften von dir und deine:r Arbeitgeber:in enthalten sind. Einfach zur Absicherung!

Scheitert die Verhandlung, weil dein:e Chef:in dir gerade nicht mehr Lohn geben kann oder will, ist das zwar schade, du solltest es aber akzeptieren und frühestens in 9 Monaten nochmal nachhaken

Gehaltsverhandlung bei Tarifverträgen?

Ist in der Regel nicht notwendig, da die Löhne nach Berufserfahrung, also nach Jahren, gestaffelt sind und du automatisch – immer nach einem bestimmten Turnus - in die nächste Tarifstufe aufsteigst

Die genauen Angaben darüber solltest du in deinem Arbeitsvertrag finden. Dort ist festgesetzt, ob es sich um einen Tarifvertrag handelt und wie und wann die Aufstiege geregelt sind. 

Welche Argumente bei Gehaltsverhandlungen?

Wirklich gute Argumente für eine Gehaltserhöhung können die folgenden sein. Notiere dir am besten gleich, welche davon du auch für deine Verhandlung nutzen kannst:

  • Du hast mindestens 2 Jahre keine Lohnerhöhung bekommen: Deine Berufserfahrung hast sich um 2 Jahre (oder länger) vermehrt. Du hast also einen anderen Stand und Erfahrungsschatz als noch davor – das kann ein guter Grund für mehr Gehalt sein.
  • Deine Aufgabenbereiche haben sich erweitert oder geändert: Du hast mehr Arbeitsaufwand bekommen oder die Abteilung gewechselt/ Bereiche von Kolleg:innen übernommen? Mehr Arbeit oder berufliche Weiterentwicklung sind ebenfalls gute Argumente.
  • Du hast Fort- oder Weiterbildungsmaßnahmen seit deiner letzten Gehaltsanpassung wahrgenommen: Dein Wissensstand hat sich erweitert – du kannst nun auch mehr Lohn fordern.
  • Deine Jobbezeichnung hat sich geändert/du wurdest befördert: Hat sich seit der Änderung/Beförderung gehaltstechnisch nichts getan, solltest du auch mal nachfragen, wie es mit mehr Lohn aussieht.
  • Du hast dich in letzter Zeit (mindestens 6 Monate) sehr stark profiliert: Deine Arbeitsweise war so gut und überzeugend, dass du viele Komplimente – auch aus der Chefetage – dafür bekommen hast? Du hast wichtige Projekte abgeschlossen, hochrangige Kund:innen an Land gezogen? Auch das sind gute Gründe für eine Gehaltserhöhung!

Wie Jahresgespräch führen?

Was ist ein Jahresgespräch überhaupt? In vielen Firmen finden einmal jährlich, in der Regel im ersten Quartal – zwischen Januar und März, Gespräche über die Erfolge, Misserfolge, Ziele, berufliche Weiterentwicklung und Co. zwischen Mitarbeitenden und Führungspersonen statt. Dabei handelt es sich um eins zu eins Gespräche.

Beschäftigte haben so die Möglichkeit, konstruktive Kritik zu erhalten und zu äußern. In den Jahresgesprächen setzt man gemeinsam neue Ziele für das kommende Jahr, bspw. Projekte, Fortbildungsmaßnahmen, neue Aufgaben und mehr. 

Auch in diesen Gesprächen mit deine:r Vorgesetzten, wie in allen, solltest du auf deine Stimme, Lautstärke, Intonation, höfliche und respektvolle Umgangsformen und deine Körpersprache achten und dir die Inhalte vorher überlegen.

Gesprächsvorbereitung

Für ein Jahresgespräch ist es gut, das vergangene Jahr nochmal zu rekapitulieren und dir Gedanken darüber zu machen, was gut und was schlecht gelaufen ist, was dir wichtig ist und worauf du zukünftig hinarbeiten willst.

Du kannst dich vorbereiten, indem du diese Punkte mal für dich durchgehst und am besten Notizen davon machst:

  • Überblick über letztes Arbeitsjahr verschaffen: Welche Aufgaben und Arbeitsbereiche hast du gestemmt? Was war neu? Was hast du geleistet?
  • Fortbildungen, Veranstaltungen, Außentermine und Co.: Warst du auch außerhalb des Unternehmens unterwegs? Was hast du daraus gelernt? Haben sich Kooperationen oder Arbeits-Connections ergeben?
  • Eigene positive Erfahrungen und Fähigkeiten festhalten: Welche Herausforderungen hast du gemeistert, welche Entwicklungen im letzten Jahr arbeitstechnisch durchgemacht? Mach dir bewusst, was du geleistet hast und halt es fest. 
  • Eigene negative Situationen/Arbeitsweisen reflektieren und sich Verbesserungsvorschläge überlegen: Auch Rückschläge oder Fehler sind wertvoll, wenn du etwas aus ihnen lernst – hast du Niederlagen erfahren? Gelingt dir es dir beim nächsten Mal besser, mit diesen Situationen umzugehen?
  • Derzeitige Zufriedenheit abfragen: Wie wohl fühlst du dich gerade in deinem Job/deiner Firma? Auch das wird oft im Jahresgespräch abgefragt.
  • Konstruktive Kritik an Firma/Arbeitgeber:in: Gibt es deinerseits Änderungsvorschläge? Würdest du Homeoffice-Tage gerne spontaner nehmen, früher auf Außentermine aufmerksam gemacht werden? Jahresgespräche bieten dir eine gute Möglichkeit, dich einzubringen und Dinge zum Positiven zu ändern – oder es jedenfalls zu versuchen.
  • Wünsche für die Zukunft: Was sind Veränderungen, die dir wichtig für deine Arbeit wären? Soll ein neues Besprechungszimmer etabliert werden, wünschst du dir modernere Technik – dann sprich das bitte an.
  • Berufliche Ziele: Wo siehst du dich in ein paar Monaten? Würdest du gerne auf die nächste Karrierestufe hinarbeiten, eine Weiterbildung machen, den Bereich wechseln oder dich vertiefen? Rede auch über deine beruflichen Chancen und Möglichkeiten mit deine:r Chefin.

Welche Ziele im Jahresgespräch?

Natürlich sind Ziele immer subjektiv – und hängen auch vom Job und deinem Arbeitsumfeld ab. Grundlegend kommen aber drei Bereiche in puncto berufliche Entwicklung immer wieder vor.

Die nächste Stufe auf der Karriereleiter erreichen ist für viele ein Dauerziel, weil nach der einen eben wieder eine neue Stufe auftauchen kann. Für dieses Ziel sind die Voraussetzungen wichtig: Was musst du tun/leisten, um den Jobtitel zu erhalten und eben auch den neuen Aufgaben gewachsen zu sein?

Sich in einem Bereich weiterbilden/-entwickeln steht auch bei einigen auf dem Plan. Hierfür ist es natürlich wichtig, sich – am besten schon vor dem Jahresgespräch – mit passenden Fortbildungsmöglichkeiten auseinanderzusetzen. Und du solltest für dich und deine:r Vorgesetzten gegenüber auch begründen können, was die Zusatzbildung dir dann längerfristig jobtechnisch bringt, bspw. bessere Performance, geschicktere Kundenakquise, effektiveres Eventmanagement etc.

Den Arbeitsbereich längerfristig wechseln, kann auch ein Ziel sein, auf das man sich eine Weile vorbereiten muss. Fällt z.B. ein:e Kolleg:in aus, wird nicht selten erstmal intern nach Ersatz gesucht. Auch hier gilt herauszufinden, was für den Wechsel an Erfahrung und Co. mitgebracht werden muss und ob und wie du die Voraussetzungen erfüllen kannst.

(arbeitsrechte/wiwo/SALI)

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