Dein Weg in die Selbstständigkeit im Studium
Während des Studiums ein eigenes Unternehmen aufzubauen, bringt Freiheit und wertvolle Praxiserfahrungen. Die Verbindung von akademischem Wissen und Unternehmergeist verschafft dir einen echten Vorsprung. Für deinen Start in die Selbstständigkeit brauchst du neben einer guten Idee aber auch eine klare Struktur, rechtlichen Background und einen durchdachten Zeitplan.
Geschäftsidee entwickeln und prüfen
Der erste Schritt auf dem Weg zum eigenen Unternehmen ist eine tragfähige Geschäftsidee. Überlege dir genau, welches Problem du lösen willst und welche Zielgruppe du ansprechen möchtest. Ideen ohne klaren Bedarf lassen sich schwer umsetzen. Ein realistischer Abgleich zwischen Wunsch und Marktchancen ist deshalb entscheidend.
Eine gründliche Marktanalyse hilft, Mitbewerber:innen zu identifizieren und Trends frühzeitig zu erkennen. Recherchiere gezielt nach bestehenden Angeboten und prüfe, welche Alleinstellungsmerkmale dein Produkt oder deine Dienstleistung bieten könnte. Interviews, Online-Umfragen oder Fokusgruppen im Freundes- und Bekanntenkreis liefern erste Hinweise, wie deine Idee draußen ankommt.
Tipp: Skizziere dein Angebot in einem kurzen Pitch. Wenn du innerhalb weniger Sätze erklären kannst, welchen Mehrwert du lieferst und welches Problem du lösen wirst, bist du auf dem richtigen Weg.
Businessplan erstellen
Ein Businessplan ist das Fundament deiner Gründung. Er zwingt dich, das Vorhaben strukturiert zu durchdenken und Schwachstellen frühzeitig zu erkennen. In den Plan gehören:
- eine präzise Beschreibung der Geschäftsidee
- eine Zielgruppenanalyse
- eine Wettbewerbsanalyse
- ein Marketing- und Vertriebskonzept
- eine Finanzplanung mit Kosten, Einnahmen und Liquiditätsvorschau
- eine klare Zeitplanung für die Umsetzung
Achte besonders auf realistische Annahmen bei der Umsatzschätzung. Optimismus gehört zum Gründen dazu, doch Zahlen sollten belegbar bleiben. Selbst wenn du nicht sofort Fremdkapital benötigst: Ein guter Businessplan hilft dir, den Überblick zu behalten und Investoren oder Förderstellen zu überzeugen.
Die richtige Rechtsform wählen
Die Wahl der Rechtsform beeinflusst, wie du haftest, wie hoch die steuerliche Belastung ausfällt und wie flexibel du im Geschäftsalltag agieren kannst. Für viele studentische Gründer:innen eignet sich zu Beginn ein Einzelunternehmen oder eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR), da sie mit wenig bürokratischem Aufwand verbunden sind.
Bei höherem Haftungsrisiko oder wachsendem Kapitalbedarf bietet sich eine Unternehmergesellschaft (UG, haftungsbeschränkt) an. Diese Mini-GmbH erfordert nur ein Stammkapital ab einem Euro, was sie für Studierende attraktiv macht. Später kann sie in eine GmbH umgewandelt werden.
Vor der Entscheidung solltest du folgende Fragen klären:
- Willst du alleine oder im Team gründen?
- Welche Risiken bestehen im Geschäftsmodell?
- Wie schnell sollen Investoren eingebunden werden?
Eine Beratung bei einem Gründungszentrum oder eine:r spezialisierten Anwalt/Anwältin hilft, Fehler bei der Rechtsformwahl zu vermeiden.
Anmeldung und Bürokratie meistern
Je nach Tätigkeit ist entweder eine Gewerbeanmeldung oder die Meldung einer freiberuflichen Tätigkeit erforderlich. Die Gewerbeanmeldung erfolgt beim zuständigen Gewerbeamt und kostet je nach Stadt zwischen 20 und 60 Euro.
Freiberufliche Tätigkeiten wie Journalismus, Design oder Beratung müssen direkt beim Finanzamt angemeldet werden. Hier erhältst du dann deine Steuernummer und kannst Rechnungen ausstellen.
Wichtige Schritte auf dem Weg durch die Bürokratie:
- Anmeldung bei Gewerbeamt oder Finanzamt
- Beantragung einer Steuernummer
- Anmeldung bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) oder Handwerkskammer
- Prüfung von Genehmigungspflichten (z. B. für Gastronomie oder Handwerk)
- Anmeldung einer Versicherungspflicht bei der Berufsgenossenschaft
Dokumente sorgfältig aufzubewahren und Fristen im Blick zu behalten, erspart späteren Ärger.
Finanzierungsmöglichkeiten nutzen
Auch kleine Gründungen verursachen Kosten, etwa für Website, Material oder Marketing. Finanzierungsmöglichkeiten für Studierende sind vielfältig:
- Gründungszuschüsse der Agentur für Arbeit (bei ALG-Anspruch)
- Förderprogramme wie EXIST oder regionale Start-up-Initiativen
- Mikrokredite mit geringen Anforderungen
- Wettbewerbe und Stipendien für Gründer:innen
Tipp: Viele Hochschulen bieten spezielle Förderprogramme oder kostenfreie Beratungen für Start-ups an. Ein Blick auf die Website deiner Universität oder der lokalen Gründerzentren lohnt sich auf jeden Fall.
Eigenkapital bleibt jedoch oft unverzichtbar, vor allem für laufende Ausgaben. Eine gute Finanzplanung sorgt dafür, dass dein Unternehmen auch bei schleppendem Umsatz stabil bleibt.
Studium und Gründung unter einen Hut bringen
Ein Unternehmen zu führen, während du studierst, ist anspruchsvoll. Disziplin und Organisation sind gefragt. Erstelle einen verbindlichen Wochenplan, der Lernzeiten und Arbeitsphasen klar voneinander trennt.
Überlege dir, ob folgende Schritte Entlastung bringen:
- Beurlaubung für ein oder zwei Semester
- Teilzeitstudium beantragen
- weniger Prüfungen pro Semester ablegen
Besonders wichtig: rechtzeitig mit Professor:innen oder Studienberatungen sprechen, wenn sich dein Engagement auf das Studium auswirkt. Viele Hochschulen zeigen Verständnis, wenn Studierende unternehmerische Verantwortung übernehmen.
Vernetzung nicht unterschätzen
Erfolg entsteht nicht im Alleingang. Nutze jede Gelegenheit, Kontakte zu anderen Gründer:innen, Investore:innen und Expert:innen zu knüpfen. Veranstaltungen wie Start-up-Nights, Pitch-Events oder Gründerstammtische sind ideale Gelegenheiten, um Wissen zu teilen und Unterstützer zu gewinnen.
In vielen Städten bieten Hochschulen Gründernetzwerke an, die Workshops, Coachings und Arbeitsplätze in Coworking-Spaces bereitstellen. Eine gute Vernetzung hilft auch, bei Problemen schneller Lösungen zu finden und neue Kunden zu erreichen.
Frühzeitig an Versicherungen denken
Selbst kleine Unternehmen bergen Risiken. Spätestens beim ersten Kundenauftrag oder bei ersten Verkäufen solltest du deinen Versicherungsschutz prüfen. Essenziell sind:
- Betriebshaftpflichtversicherung: schützt bei Schadenersatzforderungen
- Berufshaftpflichtversicherung: relevant bei beratenden Tätigkeiten
- private Krankenversicherung oder Anpassung der studentischen Versicherung
- je nach Branche: Produkthaftpflichtversicherung oder Transportversicherung
Zusätzlich kann eine Rechtsschutzversicherung sinnvoll sein, um bei Vertragsstreitigkeiten auf der sicheren Seite zu sein. Gerade bei Start-up-Gründungen im Studium lohnt es sich, verschiedene Anbieter zu vergleichen, da viele spezielle Tarife für junge Gründer anbieten.
(Michael Gottlieb/SALI)