Künstliche Intelligenz

Authentisch bewerben trotz AI-Hype?

Junge Frau sitzt vor einem gläsernen Schreibtisch, auf dem ihr Laptop steht. Sie hat ihr Handy in der Hand und lächelt schräg nach vorne.
KI kann dich beim Schreiben von Bewerbungen unterstützen – aber nur bei gewissen Punkten. (Foto: © insta_photos/stock.adobe.com)
KI kann dir beim Bewerben viel Arbeit abnehmen – aber nicht alles. Wir zeigen dir, wo sie sinnvoll ist, wo sie dir schadet und warum am Ende trotzdem dein echter Vibe zählt.
Montag, 15.09.2025, 15:00 Uhr, Autor: Sarah Hoffmann

Du sitzt vor einer Stellenanzeige und denkst: „Och nee, schon wieder ein Anschreiben …“ – da kommt der Gedanke an ChatGPT & Co. schnell ins Spiel. Schließlich spuckt die KI in 30 Sekunden ein komplettes Motivationsschreiben aus. Träumchen, oder?

Aber Achtung: eine Bewerbung ist kein Uni-Referat, sondern dein ganz persönlicher Pitch. Und genau da kann es bei der KI haken. Sie schreibt zwar korrekt, aber oft zu glatt, zu austauschbar und ohne deine persönliche Note. Eine Karriereberaterin bringt’s im Interview mit der Frankfurter Neuen Presse auf den Punkt:

KI ist ein super hilfreiches Tool, das wir unbedingt nutzen sollten. Einfach, weil es uns schneller macht, aber auch, weil es eine Kompetenz ist, die in Zukunft wichtig sein wird. Es gibt nur ein paar Dinge, auf die man achten sollte.

Silke Koppitz, Karriereberaterin und ehemalige Personalerin

Also: KI ja – aber mit Plan. Lass uns schauen, was sie kann und was du lieber selbst machen solltest.

Anschreiben: das Herzstück der Bewerbung

Viele Bewerbende hoffen, dass KI ihnen die lästige Schreibarbeit komplett abnimmt. Und ja, textgenerierende Tools können aus einer Stellenanzeige und deinem Lebenslauf einen netten Text basteln. Aber:

  • deine Persönlichkeit fehlt. Motivation, persönliche Erfolge, Anekdoten – all das kennt die KI nicht. Recruiter:innen wollen dich kennenlernen, nicht nur deine Skills.
  • Texte klingen oft generisch. Typische Floskeln wie „Ich bin ein sehr motivierter Teamplayer …“ riechen nach Baukasten und können dich schnell verraten. 
  • peinliche Fails sind real. Manche haben ihr KI-Anschreiben schon mit Sätzen verschickt wie: „Klar, hier dein Motivationsschreiben …“

Du denkst, man merkt es nicht, dass dein Anschreiben die KI geschrieben hat? Leider oft doch. Recruiter:innen lesen tagtäglich Bewerbungen und haben ein ziemlich gutes Näschen dafür, ob ein Text von einer echten Person kommt oder von einem Bot.

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Und Achtung: es gibt inzwischen Programme, die KI-generierte Texte erkennen können – und viele Personaler:innen nutzen genau solche Tools. Wer sein Anschreiben komplett von der KI schreiben lässt, läuft also Gefahr, spätestens bei so einem Check aufzufliegen. Selbst mit Top-Qualifikation riskierst du dann eine Absage.

Wenn das Anschreiben wie aus einem Zufallsgenerator wirkt und mit dir als Person wenig zu tun hat, dann verfehlt es seinen Zweck.

Silke Koppitz, Karriereberaterin und ehemalige Personalerin

Dein Anschreiben ist deine erste Arbeitsprobe. Es zeigt, wie du denkst, wie du dich ausdrückst – und wie sehr du die Stelle wirklich willst.

So kannst du KI beim Anschreiben richtig nutzen:

  • für Korrekturen (Rechtschreibung, Grammatik).
  • für Feintuning („Mach den Ton lockerer“, „Formulier es knackiger“).
  • als Ideengeber, wenn dir die Inspiration fehlt.

Aber: der finale Text sollte immer deine Handschrift tragen.

    Mein persönlicher Tipp, so hab ichs gemacht: schreib dein Anschreiben erstmal selbst – auch wenn’s nur grob ist. Dann lass die KI drüberlesen. Frag sie nach Formulierungsideen oder Alternativen. Und am Ende: geh nochmal komplett drüber und bring deine Persönlichkeit rein.

    Bewerbungsfoto: bitte kein KI-Selfie

    Hier gilt: Echtheit schlägt Filter. Dein Bewerbungsbild sollte dich zeigen – authentisch, sympathisch, echt. Auch wenn KI heute schon realistisch aussehende Fotos generieren kann, ist das für Bewerbungen ein absolutes No-Go. KI-generierte Bilder wirken oft … weird. Oder zu perfekt. Oder unecht. 

    Investier lieber in ein professionelles Shooting oder frag eine:n Freund:in mit guter Kamera. Ein ehrliches, sympathisches Foto vermittelt mehr als jedes KI-generierte Bild. Recruiter:innen wollen wissen, wer da sitzt und nicht, wie gut du Prompting kannst.

    Lebenslauf: hier darf KI ran 

    Good News: beim Lebenslauf kann KI tatsächlich ein guter Buddy sein. Denn hier geht’s in erster Linie um Fakten. Solange die Infos von dir kommen und du die Daten bewusst und sparsam eingibst, spricht hier nichts gegen ein bisschen digitale Hilfe.

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    Tools können dir helfen bei:

    • Rechtschreib- und Tippfehlercheck
    • klarer Struktur & Layout
    • Keyword-Optimierung für Bewerbermanagementsysteme (damit deine Bewerbung bei großen Firmen nicht durchs Raster fällt)

    Tipp: mit Tools wie Jobscan kannst du checken, ob dein Lebenslauf genug passende Begriffe aus der Stellenausschreibung enthält. So landest du nicht gleich im digitalen Papierkorb.

    Unternehmensrecherche: KI als Turbo

    Kein Bock, endlos durch Firmenwebseiten zu klicken? KI kann dir eine schnelle Übersicht liefern zu:

    • Infos zu Unternehmensprofil & -kultur
    • aktuellen Projekten
    • Feedback von Mitarbeiter:innen

    Aber Vorsicht: KI erfindet gern mal Dinge und halluziniert. Manchmal erfindet sie News oder übertreibt. Also immer kurz gegenchecken.

    Interview-Vorbereitung: üben mit ChatGPT

    Hier wird’s spannend: KI ist ein super Sparringspartner fürs Vorstellungsgespräch. Du kannst:

    • typische Fragen üben („Wo sehen Sie sich in 5 Jahren?“)
    • Szenarien durchspielen („Wie würdest du Konflikte im Team lösen?“)
    • deine Antworten laut trainieren

    KI bewertet dich nicht – perfekt, um Selbstvertrauen zu tanken. So nimmst du Nervosität raus und gehst selbstbewusster ins Gespräch.

    Datenschutz: don’t overshare

    Einer der größten Stolperfallen beim Thema KI-Bewerbung: Datenlecks. Viele KI-Modelle speichern Eingaben. Bedeutet: wenn du deinen kompletten Lebenslauf inklusive Telefonnummer und Adresse hochlädst, kann das irgendwo landen, wo du es nicht willst. Deshalb:

    • nie sensible Daten in Prompts packen (Adresse, aktuelle Arbeitgeber, Bankdaten etc.).
    • nur mit allgemeinen Infos arbeiten („Bewerbung für Marketing-Position, 3 Erfahrung in Social Media“).
    • am Ende persönliche Daten selbst ins Dokument einfügen.

    KI bei Bewerbungen: Dos and Don’ts auf einen Blick

    Dos

    • Rechtschreib- & Grammatik-Check
    • Lebenslauf strukturieren & Keywords einbauen
    • Unternehmensrecherche (mit Faktencheck)
    • Interview-Vorbereitung & typische Fragen üben
    • Ideen für Formulierungen oder Brainstorming

    Don’ts

    • Anschreiben komplett generieren lassen und blind übernehmen
    • Bewerbungsfoto von KI generieren lassen
    • private Daten hochladen

    Also: kann man mit KI eine Bewerbung schreiben?

    Die kurze Antwort auf Frage lautet: ja, kann man. Aber richtig gut und authentisch bewerben geht nur mit dir selbst.

    KI ist ein praktisches Tool, um Zeit zu sparen und Texte zu polieren. Aber:

    • dein Anschreiben lebt von deiner Persönlichkeit,
    • dein Foto von deiner echten Ausstrahlung und
    • deine Bewerbung insgesamt davon, dass du ehrlich und individuell rüberkommst.

    Und nicht vergessen: Personaler:innen sind nicht nur geübt darin, KI-Texte zu erkennen – viele nutzen mittlerweile auch spezielle Programme, die genau das entlarven. Zu viel KI im Anschreiben kann also schnell auffliegen.

    Also: nutze KI smart, aber lass dein wahres Ich im Vordergrund stehen. Denn genau das suchen Arbeitgeber:innen.

    (Frankfurter Rundschau/Karriere Hamburg/kununu/TeamKontrast/Xing/SAHO)

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