Befristeter vs. unbefristeter Arbeitsvertrag
Wenn du gerade einen neuen Job antrittst oder überlegst, deinen aktuellen Vertrag zu ändern, wirst du früher oder später auf die Frage stoßen: Befristet oder unbefristet? Das hat nicht nur Auswirkungen auf deine berufliche Planung, sondern auch auf deine rechtliche Absicherung und die Gestaltung deiner Karriere.
In diesem Artikel erfährst du alles, was du über beide Vertragsarten wissen musst – von den wichtigsten Unterschieden bis hin zu den spezifischen Rechten und Pflichten bei einer Kündigung.
Was ist ein befristeter Arbeitsvertrag?
Ein befristeter Arbeitsvertrag ist auf eine bestimmte Dauer angelegt und endet automatisch nach Ablauf dieser Zeit. Dies bedeutet, dass das Arbeitsverhältnis mit dem Erreichen des vereinbarten Enddatums ohne Kündigung und ohne weitere Formalitäten endet.
Arten von befristeten Arbeitsverträgen
Die Befristung wird im Arbeitsvertrag festgelegt und kann entweder zeitlich oder zweckbezogen sein.
- Zeitbezogene Befristung: Der Vertrag endet zu einem festgelegten Datum oder nach einem bestimmten Zeitraum, z. B. nach einem Jahr oder am 31. Dezember 2025.
- Zweckbezogene Befristung: Der Vertrag ist an das Erreichen eines bestimmten Ziels gebunden, wie zum Beispiel das Ende eines Projekts oder die Rückkehr einer Mitarbeiterin aus dem Mutterschutz. Hier endet der Vertrag ebenfalls nicht automatisch, sondern erst nach Mitteilung des/der Arbeitgeber:in, dass der Zweck erreicht wurde, mit einer zweiwöchigen Auslauffrist.
Befristung: gesetzliche Regelungen
Für die Befristung eines Arbeitsvertrags gelten strenge gesetzliche Vorgaben, die im Teilzeit- und Befristungsgesetz (TzBfG) geregelt sind. Besonders wichtig ist, dass eine Befristung immer schriftlich vereinbart werden muss, da sie sonst als unwirksam gilt. Das bedeutet, dass der Vertrag dann als unbefristet betrachtet wird.
Die gesetzlichen Vorgaben umfassen auch die maximale Dauer der Befristung und die Anzahl möglicher Verlängerungen. Ein Vertrag ohne sachlichen Grund kann nur für maximal zwei Jahre befristet werden und darf in dieser Zeit dreimal verlängert werden. Wird diese Frist überschritten oder wird der Vertrag häufiger verlängert, muss der Vertrag als unbefristet behandelt werden.
Es gibt jedoch auch Ausnahmen: So ist es in Start-ups oder neuen Unternehmen möglich, dass ein Arbeitsvertrag bis zu vier Jahre ohne sachlichen Grund befristet wird. Diese Regelung hilft vor allem jungen Unternehmen, flexibel Personal einzustellen und Risiken zu minimieren.
Die Bedeutung von sachlichen Gründen bei der Befristung
Ein befristeter Arbeitsvertrag kann entweder aus sachlichen Gründen oder ohne diese (also sachgrundlos) geschlossen werden. Sachliche Gründe liegen vor, wenn der befristete Vertrag aufgrund einer bestimmten Situation notwendig ist, wie etwa:
- Vertretung für eine:n kranke:n Mitarbeiter:in,
- ein befristetes Projekt, das nur für eine bestimmte Zeit dauert oder
- Übergangslösung nach dem Studium oder der Ausbildung.
Befristung in der Wissenschaft und an Hochschulen
Im Wissenschaftszeitvertragsgesetz (kurz: „WissZeitVG“) finden sich nochmal ganz spezielle sachliche Gründe für befristete Arbeitsverträge von wissenschaftlichen Verträgen. Danach dürfen Arbeitsverträge mit wissenschaftlichen und künstlerischen Mitarbeiter:innen ohne Sachgrund für insgesamt zwölf, im Bereich der Medizin sogar bis zu fünfzehn Jahre befristet werden.
Das ist ein ganz schön langer Zeitraum! Er wird nochmal unterteilt in eine Qualifizierungsphase, die bis zu sechs Jahren dauert und in eine sogenannte Post-Doc-Phase von weiteren sechs bzw. im Bereich der Medizin neun Jahren.
In der Qualifizierungsphase sollen die Arbeitnehmer:innen – wie der Name schon sagt – Qualifikationen erwerben und vor allem ihre Dissertation anfertigen. Danach, in der Post-Doc-Phase, sollen die promovierten Mitarbeiter:innen die Gelegenheit haben, durch ihre weitere Tätigkeit in Lehre und Forschung weitere Qualifikationen, wie z. B. die Erlangung einer Professur, erreichen.
Wann ist ein befristeter Arbeitsvertrag sinnvoll?
Ein befristeter Arbeitsvertrag kann in bestimmten Lebenssituationen oder Karriereschritten eine gute Wahl sein. Besonders zu Beginn deiner Karriere oder wenn du dich für ein Projekt interessiert, ist ein befristeter Vertrag oft eine flexible Möglichkeit.
Befristete Verträge bieten dir als Arbeitnehmer:in den Vorteil, dass du neue Arbeitsfelder kennenlernen und Erfahrungen sammeln kannst, ohne dich gleich langfristig zu binden.
Typische Fälle für befristete Arbeitsverträge:
- Berufseinstieg nach dem Studium oder der Ausbildung: Häufig sind Einstiegspositionen befristet, um dir die Möglichkeit zu geben, Erfahrungen zu sammeln.
- Elternzeitvertretungen: Wenn ein:e Mitarbeiter:in in Elternzeit geht, kann ein befristeter Vertrag eine temporäre Lösung sein.
- Projektarbeit: In Bereichen wie der Forschung, Softwareentwicklung oder der Filmbranche gibt es häufig temporäre Projekte, die befristete Verträge erfordern.
Kündigung des befristeten Arbeitsvertrags
Ein befristeter Arbeitsvertrag endet in der Regel automatisch nach Ablauf der vereinbarten Frist, es sei denn, der Vertrag enthält eine Klausel zur vorzeitigen Kündigung. Bei einer zweckbefristeten Stelle muss der/die Arbeitgeber:in den/die Arbeitnehmer:in rechtzeitig darüber informieren, dass der Zweck erreicht wurde, bevor der Vertrag endet.
Was ist ein unbefristeter Arbeitsvertrag?
Ein unbefristeter Arbeitsvertrag ist das klassische Modell eines Arbeitsverhältnisses. Hierbei gibt es kein festes Enddatum, und der Vertrag läuft so lange, wie beide Parteien, also Arbeitgeber:in und Arbeitnehmer:in, ihn nicht kündigen.
Vorteile eines unbefristeten Arbeitsvertrags
- Langfristige Planungssicherheit: Du kannst dein Leben und deine Karriere langfristig planen, ohne dir Gedanken über das Ende deines Arbeitsverhältnisses machen zu müssen.
- Kündigungsschutz: Ein unbefristeter Vertrag bietet dir einen hohen Kündigungsschutz. Der/die Arbeitgeber:in kann nicht ohne triftigen Grund kündigen, da gibt es ganz klare gesetzliche Vorgaben.
- Bessere Kreditwürdigkeit: Banken und Finanzinstitute bevorzugen unbefristet beschäftigte Personen, da sie als finanziell stabiler gelten.
Inhalte des unbefristeten Arbeitsvertrags
Folgende Inhalte müssen in einen unbefristeten Vertrag gesetzlich mit aufgenommen werden:
- Dein Name und deine Anschrift
- Name und Anschrift des Unternehmens
- Beginn des Arbeitsverhältnisses
- Arbeitsort
- Tätigkeitsbeschreibung
- Bestimmung deines Arbeitsentgeltes inkl. möglicher Zuschüsse, Prämien oder Sonderzahlungen
- Festgesetzte Arbeitszeit
- Urlaubsanspruch
- Kündigungsfristen
- Hinweise auf Tarifverträge, Betriebs- oder Dienstvereinbarungen
- Sonstige Sonderregelungen
Kündigung bei unbefristeten Arbeitsverträgen
Für unbefristete Arbeitsverhältnisse gelten die folgenden gesetzlichen Kündigungsfristen (nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch, § 622):
- Bis 4 Jahre Betriebszugehörigkeit: 1 Monat zum Ende des Kalendermonats
- 5 bis 7 Jahre Betriebszugehörigkeit: 2 Monate zum Ende des Kalendermonats
- 8 bis 9 Jahre Betriebszugehörigkeit: 3 Monate zum Ende des Kalendermonats
- 10 bis 11 Jahre Betriebszugehörigkeit: 4 Monate zum Ende des Kalendermonats
- 12 bis 14 Jahre Betriebszugehörigkeit: 5 Monate zum Ende des Kalendermonats
- 15 bis 19 Jahre Betriebszugehörigkeit: 6 Monate zum Ende des Kalendermonats
- Ab 20 Jahren Betriebszugehörigkeit: 7 Monate zum Ende des Kalendermonats
Bei einer außerordentlichen (fristlosen) Kündigung sind die Kündigungsfristen nicht relevant. Sie kann nur in besonderen Fällen ausgesprochen werden, etwa bei schwerwiegendem Fehlverhalten (z. B. Diebstahl oder schweren Verstößen gegen die Unternehmensregeln).
Kündigst du das Arbeitsverhältnis, solltest du auch immer auf die in deinem Arbeitsvertrag festgelegten Kündigungsfristen achten. Diese dürfen zwar nicht kürzer als die gesetzlich vorgeschriebenen Fristen sein, aber eben länger.
Fazit: Befristet oder unbefristet?
Die Entscheidung zwischen einem befristeten und einem unbefristeten Arbeitsvertrag hängt von deinen beruflichen Zielen und persönlichen Bedürfnissen ab. Ein unbefristeter Vertrag bietet dir mehr Sicherheit und Planungsperspektive, während ein befristeter Vertrag dir mehr Flexibilität und die Möglichkeit gibt, verschiedene Jobs und Branchen auszuprobieren.
Bevor du einen Arbeitsvertrag unterschreibst, solltest du immer die Bedingungen genau prüfen und sicherstellen, dass du deine Rechte kennst. Wenn du unsicher bist, ob ein Vertrag korrekt befristet wurde oder nicht, ist es ratsam, rechtlichen Rat einzuholen.
(DEVK/IGBCE/IHK/ver.di/SAHO)