Wie wird man Dozent:in?
Wer gerne mit und vor Menschen arbeitet, v.a. im Bereich Bildung, für den ist der berufliche Werdegang einer Lehrperson an der Uni vielleicht genau das Richtige. Um als Dozent:in zu arbeiten, musst du aber gar nicht unbedingt am Lehrstuhl bleiben, es gibt noch andere Möglichkeiten den Job auszuüben.
Deswegen verraten wir dir hier nicht nur, wie du in die Forschung und Lehre gehen kannst und wie das am besten klappt, sondern auch weitere Optionen als Dozent:in zu arbeiten:
- In die Lehre gehen: wie wird man Dozent:in an der Uni?
- Außerhalb der Uni als Dozent:in tätig sein: deine Optionen
In die Lehre gehen: wie wird man Dozent:in an der Uni?
Du denkst dir: Ja, das wär’s eigentlich – wenn du dir so den Job deiner Lehrpersonen anschaust? Seminare leiten, mit Studierenden diskutieren und ihnen Dinge beibringen, auf Exkursionen fahren; das klingt auch erstmal cool. Nur ist das eig. der kleinste Teil des Dozierenden-Jobs, denn es gilt auch die Seminare/Kurse/Vorlesungen vor- und nachzubereiten, Hausarbeiten/Klausuren und andere Prüfungen zu korrigieren und selbst wissenschaftliche Erkenntnisse zu publizieren.
Dozent:in sein heißt nämlich auch Teil der wissenschaftlichen Gemeinschaft zu werden und sich neben dem Unialltag mit Studierenden aktiv dort einzubringen, also Forscher:innen-Tagungen und andere Wissenschaftsevents zu besuchen, dort dann auch eigene Vorträge zu halten, regelmäßig zu aktuellen Ansätzen zu recherchieren, Wissensschafts-Content zu veröffentlichen, bspw. in Form von Essays oder durch die Mitarbeiter bei Forschungsliteratur oder Ähnlichem.
Brauchst du eine Promotion, um Dozent:in zu werden?
Das kommt auf das Fach und die Uni an, aber rein um wissenschaftliche:r Mitarbeitende:r zu werden, brauchst du in den meisten Fällen noch keinen Doktortitel, um Seminare abhalten zu dürfen. Wenn du aber die Wissenschaftskarriere eingeschlagen hast, ist es ratsam irgendwann zu promovieren. Außerdem darfst du an vielen Forschungseinrichtungen B.A. – oder M.A.-Arbeiten nur betreuen, wenn du selbst die Doktor:innen-Würde hast.
Wie kann man in die Forschung gehen?
Der easy Weg in die Forschung und Lehre zu gehen, findet eigentlich schon während deinem Studium statt, d.h. du kannst da schon drauf hinarbeiten und ein gut gemeinter Tipp von uns ist: Das solltest du auch tun, wenn du mit dem Gedanken spielst später mal Dozent:in zu werden.
Nicht schlecht sind auf jeden Fall gute Noten und ein guter Draht zu deinen Lehrpersonen. Das kann während dem Studium dein Vitamin B sein, um an eine begehrte HiWi-Stelle zu kommen oder dir nach deinem Studium die Türen an den Lehrstuhl öffnen.
Auch eine HiWi-Stelle zu ergattern kann dir später helfen, denn dadurch zeigst du, dass du schon während des Studiums im Wissenschaftskontext gearbeitet und erste praktische Erfahrungen gesammelt hast. Diese Stellen können Tutorien sein, bspw. über das wissenschaftliche Schreiben, die du Studierenden jüngerer Semester gibst, oder Aushilfstätigkeiten für bestimmte Professor:innen, wie Vorrecherche, Eventorganisation, Korrekturaufgaben oder Ähnliches.
Wenn du wirklich Dozent:in werden möchtest, ist es auch wichtig, dass du schon während des Studiums aktiv an der Forschung teilnimmst, also auch privat zu thematisch interessanten Tagungen fährst, deine wissenschaftlichen Arbeiten gut geschrieben sind und den aktuellen Wissenschaftsdiskurs aufgreifen.
Spätestens zum Ende deines Master-Studiums hin, solltest du dich dann mit deine:r eigenen Lehrstuhlinhaber:in oder eine:r fachnahen Lehrstuhlinhaber:in über die Möglichkeit austauschen, einen Lehrauftrag anzunehmen. Die Professor:innen wissen immer am besten, wer und was gerade oder bald gesucht wird, bevor überhaupt die Stelle eine:r wissenschaftlichen Mitarbeitenden ausgeschrieben wird. Eine Promotionsstelle wäre übrigens auch eine gute Möglichkeit gleich nach dem Studium noch an der Uni zu bleiben und deine Qualifikation zu verbessern.
Was braucht man, um in die Forschung zu gehen?
- Sehr guten Studienabschluss und/oder neue wissenschaftliche Ansätze: natürlich solltest du erfolgreich in deinem Studium sein, um später in dem Bereich in die Lehre gehen zu können – es schadet auch nicht, wenn deine Abschlussarbeiten neuartige Ideen, Herangehensweisen oder Theorien aufgreifen oder sogar etablieren.
- Motivation, forschungstechnisch am Ball zu bleiben: es gibt andauernd neue Wissenschaftsliteratur, Online-Publikationen, Doktorarbeiten, Essays; v.a., wenn es um deinen Fachbereich geht, solltest du regelmäßig nachsehen, was sich dort so getan hat.
- Geduld und innere Ruhe für den Lehre-Part: Seminare und Kurse abhalten kann schnell stressig werden, besonders wenn sie voll ausgebucht sind. Du bist ja selbst Student:in, also versuch später auch ein bisschen Geduld mit den Studierenden zu haben und vielleicht nicht jeden unüberlegten Kommentar persönlich zu nehmen.
- Stressresistenz für die Kombi an verschiedenartigen Aufgabenbereichen: neben der Lehre kommen auch noch Zusatzveranstaltungen wie Vortragsreihen, Tagungen und deine eigene Forschung mit dazu, deswegen solltest du von vorneherein eher der entspanntere Typ sein oder mit Resilienz-Übungen gegen wirken.
- Gute Sprach- und Rhetorik-Skills: ob vor dem Seminar, vor dem Hörsaal oder dem Wissenschaftskomitee – als Dozent:in wirst du fast täglich reden und Texte verfassen müssen, heißt: du solltest es sprachlich drauf haben.
- Vitamin B über Connections: um im Wissenschaftsbetrieb Fuß zu fassen, ist es gut jemanden zu haben, der/die einen reinbringt, bspw. dein:e Lehrstuhlinhaber:in/Doktorvater oder -mutter.
- Grenzen setzen können: wer tagsüber in der Uni Kurse gibt und abends noch selbst forscht oder auf fachspezifischen Events rumhüpft, kann schnell mal vergessen, dass es auch noch ein Privatleben gibt. Versuch also von Anfang an Grenzen zu setzen und dir deine Zeit so einzuteilen, dass du auch für dich selbst, deine Hobbys, deine Familie, Freund:innen genug davon übrig hast.
Auch Durchsetzungsfähigkeit ist für den Job als Dozent:in wichtig, nicht nur im Umgang mit den Studierenden sondern auch im Forscher:innen-Kontext.
Tipps & Tricks
- Bring dich aktiv ins Studium ein und knüpfe Kontakte: arbeite gut mit deinen Dozierenden und den anderen Studierenden zusammen.
- Versuch an eine HiWi-Stelle zu kommen: das ist wichtig, um erste Erfahrung beim Arbeiten an einer Uni zu sammeln.
- Spezialisier dich auf Themengebiete, die noch nicht überlaufen sind, oder mach daraus etwas Neuartiges: derselbe Ansatz bei einem populären Thema, über das es schon zentnerweise Forschungsliteratur gibt? Unklug. Versuch dir thematisch etwas zu suchen, das dir liegt, dich interessiert, aber eben auch Potenzial für neue Ansätze birgt. Die meisten Lehrpersonen haben sich auf bestimmte Fachgebiete spezialisiert – und das solltest du auch tun.
- Behalte den aktuellen Forschungsstand im Auge: lies immer wieder alles an Wissenschaftspublikationen, die du über deinen Bereich finden kannst.
- Denk rechtzeitig über eine Promotion nach: der beste Weg Dozent:in zu werden, ist eine ausgeschriebene oder interne Promotionsstelle zu ergattern – dabei bist du nämlich gleich wissenschaftliche:r Mitarbeiter:in, meistens Teilzeit, wirst bezahlt und kannst den Rest der Zeit für den Aufbau deiner Karriere, also deinen Doktortitel, nutzen.
Außerhalb der Uni als Dozent:in tätig sein: deine Optionen
Menschen in den verschiedensten Themen bilden kannst du auch außerhalb des Forschungskontextes einer Universität. Am leichtesten ist das, wenn du das freiberuflich machst, also als selbstständige:r Dozent:in tätig wirst und dann über diverse Organisationen und Einrichtungen lehrst.
Das kann in der IT-Branche sein, im Marketingbereich, beim Führungskräftetraining, in rhetorischen Seminaren, Sprachkurse und vieles mehr. Wichtig ist natürlich auch hierbei, dass du selbst Spezialist:in auf dem Gebiet bist und die nötigen Qualifikationen, bspw. Studium, Doktortitel oder ähnliches vorweisen kannst. Für freie Dozierende bieten sich folgende Optionen an:
Internationale oder private Hochschulen
Du kannst als Lehrperson für eine internationale oder private Hochschule tätig werden. Der Job an sich ist dem an einer regulären Universität sehr ähnlich – nur bei den internationalen Institutionen werden viele von den Kursen und Seminaren online oder in Blöcken an einem bestimmten Ort abgehalten.
Auch hier hast du die Aufgaben, die Inhalte vor- und nachzubereiten, sie den Studierenden beizubringen, die Student:innen zu betreuen, zu korrigieren, zu prüfen und Co.
Der einzige Unterschied zum Dozieren an einer Universität ist hier, dass der Fokus oft auf der Lehre liegt, d.h. dass du nicht unbedingt gleichzeitig forschen musst. Ein sehr guter Masterabschluss oder ein Doktortitel kann als Qualifikation ausreichen, um als Dozent:in für diese Art von Hochschule tätig werden zu können. Viele Lehrpersonen dort arbeiten aber nur nebenberuflich als solche und haben jobtechnisch noch ein zweites Standbein, bspw. als IT-Dozent noch eine Anstellung bei einer Tech-Firma.
Volkshochschulen
Auch an der VHS kannst du Unterricht geben – und das in ganz verschiedenen Bereichen, von Sprachen, über Kreativunterricht bis hin zu Meditationsunterricht. Einziger Nachteil: du wirst oft nur für den Unterricht selbst, also die Stunden bezahlt, nicht für die Vor- oder Nachbereitung und sollte ein Kurs nicht genug Teilnehmende haben, fällt er aus.
Mit einem geregelten Einkommen, auf das du dich verlassen kannst, sieht es hier eher schwierig aus. Besser wäre es, wenn du nur nebenberuflich als Dozent:in an einer VHS arbeitest, aber noch eine Anstellung hast, oder eben ganz viele verschiedene Kurse gibst, um sicherzugehen, dass genügend davon auch wirklich stattfinden und du bezahlt wirst.
Erwachsenen-/Mitarbeitenden-Bildung
Ansonsten kannst du dich natürlich in nahezu jedem Bereich als Dozent:in selbstständig machen – sehr beliebt sind dafür bspw. jegliche Mitarbeiter:innen-Schulungen in den Bereichen Rhetorik und Kommunikation, Rechtliches, Teambuilding, Führungskräftetrainings oder Datenschutz- und Sicherheit.
(zwww.uni-augsburg/ihk-akademie/dozent-werden/iu-careers/mvhs/arbeitsagentur/SALI)