Startup gründen
Startups sind gefühlt überall: auf LinkedIn, in Uni-Projekten, bei „Die Höhle der Löwen“ – und wahrscheinlich auch als lose Idee in deinem Kopf. Gleichzeitig hörst du ständig Horrorstories: „90 % der Startups scheitern“, „Mega-Risiko“, „Nur was für Genies mit 10.000 Investoren im Handy“.
Zeit, da mal aufzuräumen. Startups sind zwar nur ein kleiner Teil aller Gründungen, aber ein wichtiger Motor für Innovation. Und: die Startup-Szene in Deutschland ist viel lebendiger, als viele denken – auch bei Finanzierung und Förderung holt Deutschland ordentlich auf. Wenn du also mit dem Gedanken spielst, ein Startup zu gründen, gibt es ziemlich wenige Gründe, es nicht wenigstens ernsthaft zu prüfen.
In diesem Artikel klären wir:
- Was genau ist ein Startup?
- Kann man als Student:in ein Unternehmen gründen?
- Was braucht man, um ein Startup zu gründen?
- Wie viel kostet es, ein Startup zu gründen?
- Wie viele Startups überleben 5 Jahre?
- Kann jede:r ein Startup gründen?
Was genau ist ein Startup?
Junges, noch nicht etabliertes Unternehmen, das zur Verwirklichung einer innovativen Geschäftsidee (häufig in den Bereichen Electronic Business, Kommunikationstechnologie oder Life Sciences) mit geringem Startkapital gegründet wird und i.d.R. sehr früh zur Ausweitung ihrer Geschäfte und Stärkung ihrer Kapitalbasis entweder auf den Erhalt von Venture-Capital bzw. Seed Capital angewiesen ist.
Diese Definition zeigt schon ziemlich gut, worum es bei einem Startup eigentlich geht, aber im Alltag wird der Begriff oft breiter oder sogar falsch benutzt. Nur weil ein Unternehmen neu ist oder hip wirkt, fällt es längst nicht automatisch in die Kategorie. Denn entscheidend ist nicht, wie neu ein Unternehmen ist, sondern wie innovativ und wachstumsorientiert es arbeitet.
Kernmerkmale
- innovative Geschäftsidee: das Herzstück ist immer eine neuartige oder deutlich verbesserte Lösung, also nicht einfach ein weiteres Standardangebot wie alle anderen.
- hohes Wachstumspotenzial: ein Startup ist darauf ausgelegt, schnell zu wachsen und sich am Markt zu skalieren. Ein hipper Friseursalon zählt daher z. B. nicht dazu, auch wenn er neu eröffnet ist.
- geringes Startkapital & spezielle Finanzierung: viele Startups starten mit wenig eigenem Geld und setzen früh auf Finanzierungsformen wie Venture Capital, Seed Funding oder Business Angels.
- jung & noch nicht etabliert: Es handelt sich um Unternehmen, die sich noch in der frühen Phase befinden und am Markt erst Fuß fassen müssen.
Kann man als Student:in ein Unternehmen gründen?
Kurze Antwort: yes! Längere Antwort: yes, aber du solltest ein paar Dinge checken, bevor du Vollgas gibst:
1. BAföG und Einkommen
Wenn du aktuell staatliche Studienförderung bekommst, gelten bestimmte Einkommensgrenzen. Überschreitest du sie, kann sich dein monatlicher Zuschuss reduzieren. Der relevante Freibetrag liegt bei rund 520 Euro pro Monat bzw. 6.240 Euro im Jahr. Verdient dein eigenes Projekt mehr als das, wirst du weniger unterstützt.
Das bedeutet: Du solltest im Blick behalten, wie hoch deine Einnahmen ausfallen und ob sich dadurch etwas an deiner Förderhöhe ändert.
2. Steuern & Rechtsformen
Auch als selbstständige:r Student:in giltst du steuerlich wie jede andere Person, die ein eigenes Gewerbe betreibt:
- Einkommensteuer auf deinen Gewinn
- Umsatzsteuer (außer du nutzt die Kleinunternehmerregelung)
- ggf. Gewerbesteuer, wenn du ein Gewerbe anmeldest
- jährliche Steuererklärung ist Pflicht
Und: Du musst dich für eine Rechtsform entscheiden, zum Beispiel Einzelunternehmen, UG oder GmbH. Das hängt u. a. von Kapital, Risiken und Teamgröße ab.
3. Arbeitszeit & Studentenstatus
Wichtiges Ding, das viele vergessen: solange du offiziell als Student:in gelten willst, darfst du in der Regel nicht mehr als 20 Stunden pro Woche arbeiten – zumindest während der Vorlesungszeit. Überschreitest du sie dauerhaft, kann sich dein Status ändern, was dann Auswirkungen auf Krankenversicherung und Beiträge hat.
4. Gründung aus der Hochschule
Viele Unis und Hochschulen fördern Gründungen aktiv – zum Beispiel durch:
- Gründerzentren
- Inkubatoren
- Laborplätze
- Mentoring
- Förderprogramme
Bei einer Gründung in der Hochschule unterscheidet man i. d. R. zwischen den folgenden zwei Arten:
- Spin-off: du gründest, um Forschungsergebnisse der Uni zu vermarkten; oft beteiligt sich die Uni am Unternehmen, es gibt enge rechtliche und räumliche Verbindungen.
- Ausgründung: eine Gründung durch Studierende oder Wissenschaftler:innen, die nicht direkt aus einem Forschungsprojekt kommt.
Tipp: Gründung als Student:in
- Check früh: BAföG-Freibetrag & 20-Stunden-Regel.
- Frag deine Hochschule nach Gründerprogrammen.
- Nutze Uni-Netzwerke, Professor:innen & Kommiliton:innen als erste Tester:innen und Feedback-Quelle.
Was braucht man, um ein Startup zu gründen?
Spoiler: Es ist nicht nur „die eine krasse Idee“. Erfolgreiche Gründungen folgen oft ähnlichen Schritten. Wir haben uns mal ein paar Gründerplattformen angeschaut und laut diesen brauchst du vor allem:
1. Eine durchdachte Geschäftsidee
Klingt obvious, ist aber mehr Arbeit als ein spontaner Geistesblitz unter der Dusche. In der Regel entsteht eine gute Startup-Idee daraus, dass du:
- ein echtes Problem beobachtest,
- existierende Lösungen kennst,
- und dir überlegst, wie du es besser, einfacher oder günstiger lösen kannst.
Viele Startups bauen nicht auf einer komplett neuen Idee auf, sondern verbessern etwas, das es schon gibt.
2. Geschäftsmodell & Skalierung
Dein Geschäftsmodell beschreibt im Grunde:
- Was verkaufst du?
- Wem verkaufst du es?
- Wie kommt dein Angebot zur Kundschaft?
- Womit genau verdienst du Geld?
Im Startup-Kontext sollte dieses Modell innovativ und skalierbar sein – also so aufgebaut, dass Wachstum nicht 1:1 mehr Aufwand bedeutet.
3. Proof of Concept & MVP
Bevor du Monate in Perfektion versenkst, brauchst du einen Proof of Concept: Funktioniert deine Idee im echten Leben und will jemand dafür zahlen?
Dafür hilft ein MVP (Minimum Viable Product): die einfachste Version deines Produkts, die das Kernproblem deiner Zielgruppe löst. Viele erfolgreiche Startups nutzen diesen Ansatz, sparen damit massiv Entwicklungskosten und kommen schneller auf den Markt.
4. Businessplan & Finanzplan
Ja, es klingt trocken, aber ein Businessplan ist immer noch eines deiner wichtigsten Tools. Er hilft dir:
- dein Vorhaben strukturiert zu durchdenken,
- realistische Ziele für die ersten Jahre zu setzen,
- Chancen & Risiken einzuschätzen,
- Investor:innen und Banken zu überzeugen,
- und deine Finanzen im Blick zu behalten.
Im Finanzplan kalkulierst du u. a. Kapitalbedarf, Umsatzprognosen und Kosten für die ersten Jahre.
5. Team & Rollen
Allein gründen ist möglich – aber schwer. Viele Seiten betonen, wie wichtig ein Team ist, das sich fachlich ergänzt: Technik, Business, Vertrieb/Marketing etc.
6. Rechtliches & Steuern
Dazu gehören:
- Rechtsform (z. B. UG, GmbH, Einzelunternehmen)
- Gewerbeanmeldung / Handelsregister
- Verträge, AGB, Datenschutz, ggf. Marken- und Patentschutz
- Steuerarten (Einkommens-, Gewerbe-, Umsatz-, ggf. Körperschaftsteuer)
7. Finanzierung
Du brauchst Kapital – je nach Geschäftsmodell mal mehr, mal weniger. Typische Quellen, wo das Geld herkommen kann, sind:
- Eigenkapital
- Bankkredite
- Business Angels & VCs (Venture Capital)
- öffentliche Förderprogramme (z. B. Förderbanken, KfW, Landesprogramme)
Mini-Checkliste „Startup gründen“
- Problem & Zielgruppe klar definiert
- Geschäftsidee formuliert & recherchiert
- Geschäftsmodell skizziert
- Proof of Concept / erste Tests gemacht
- Business- & Finanzplan erstellt
- Rechtsform & rechtliche Basics geklärt
- Finanzierung & Fördermittel geprüft
- Team zusammengestellt oder Lücken erkannt
- Erste Kund:innen & Marketingkanäle geplant
Wie viel kostet es, ein Startup zu gründen?
Die ehrliche Antwort zuerst: es kommt extrem darauf an, was du eigentlich vorhast. Ein digitales Produkt mit MVP-Ansatz kann vergleichsweise günstig starten, während physische Waren, Technik oder größere Teams sofort ordentlich Geld verschlingen. Trotzdem gibt es typische Kostenbereiche, die fast alle jungen Unternehmen betreffen – und die solltest du kennen, bevor du loslegst:
Zu Beginn fallen Gründungs- und Rechtskosten an. Dazu gehören vor allem Notar:innengebühren, der Eintrag ins Handelsregister und – falls du deinen Namen oder dein Produkt schützen willst – auch Ausgaben für Marken- oder Patentanmeldungen. Viele holen sich in dieser Phase einmalig Unterstützung von einem Steuerbüro oder einer Rechtsberatung, was ebenfalls ins Budget eingeplant werden muss. Diese Posten wirken auf den ersten Blick lästig, sind aber wichtig, weil sie dir später Stress ersparen.
Sobald die formalen Grundlagen stehen, geht es darum, wie du nach außen auftrittst. Branding und Online-Präsenz kosten je nach Anspruch recht unterschiedlich viel. Eine professionelle Website, ein klares Design oder sogar ein eigener Shop können ins Geld gehen – gerade, wenn du mit Agenturen zusammenarbeitest. Die gute Nachricht: du kannst am Anfang auch low-budget starten, zum Beispiel mit Baukastensystemen oder kleinen Freelancer-Aufträgen.
Wenn du physische Produkte planst, brauchst du zusätzlich Budget für Material, Produktion, erste Lagerbestände und gegebenenfalls Logistikpartner.
Ein weiterer großer Block sind Personalkosten. Und damit ist nicht nur ein Team gemeint, sondern auch dein eigenes Gehalt. Selbst wenn du am Anfang allein arbeitest, möchtest du dich schließlich irgendwie finanzieren – und das gehört in jeden realistischen Finanzplan.
Dazu kommen die laufenden steuerlichen Verpflichtungen. Je nach Unternehmensform und Umsatz musst du beispielsweise Einkommen-, Gewerbe- oder Umsatzsteuer zahlen. Das klingt trocken, ist aber wichtig, weil diese Zahlungen regelmäßig fällig werden und sofort zu Engpässen führen können, wenn du sie nicht einplanst. Auch Software oder Unterstützung für die Buchhaltung zählen hier rein.
Und natürlich brauchst du Budget für Marketing und Vertrieb. Egal wie gut deine Idee ist – ohne Sichtbarkeit passiert genau gar nichts. Social Ads, Content-Produktion, Tools, Messen oder Kooperationen kosten alle Geld, zahlen sich aber in Reichweite und Kund:innen aus.
Long story short: einige Kosten lassen sich kaum umgehen, andere kannst du sehr flexibel gestalten. Ein hochwertiges Logo ist kein Muss, ein sauberer rechtlicher Rahmen dagegen schon. Wenn du klug planst, Tools clever nutzt und Förderprogramme einbeziehst, kannst du selbst mit wenig Budget starten – solange dein Konzept schlank aufgebaut ist und du bewusst priorisierst, wofür du dein Geld einsetzt.
Wie viele Startups überleben 5 Jahre?
Okay, jetzt wird’s ernst: wie hoch ist das Risiko wirklich? Dazu erstmal ein paar hard facts, denn verschiedene Statistiken zeigen:
- Rund 20 % der Startups scheitern im ersten Jahr.
- Innerhalb der ersten fünf Jahre scheitern etwa 50 %.
- Nach zehn Jahren sind ca. 70 % nicht mehr am Markt.
Für Deutschland zeigt das IfM Bonn, dass nur 48 % aller Unternehmen die ersten drei Jahre überleben, nach fünf Jahren sind es etwa 38 %.
Heißt: ja, die ersten Jahre sind brutal kritisch. Aber jede Branche hat andere Überlebensraten. Faktoren wie Standort, Management, Finanzierung, Zeitpunkt der Gründung (z.B. in einer Rezession) und Wettbewerb beeinflussen deine Chancen massiv.
Es gibt also keine feste „5-Jahres-Garantie“ – aber du kannst deine Chancen durch gute Planung, offene Ohren für Kund:innenfeedback und smartes Risikomanagement deutlich pushen.
Kann jede:r ein Startup gründen?
Theoretisch ja. Jede geschäftsfähige Person kann ein Unternehmen gründen. Praktisch haben manche Profile aktuell einfach Vorteile. Statistiken zeigen:
- Gründer:innen sind im Schnitt etwa 35 Jahre alt – deutlich jünger als der durchschnittliche Erwerbstätige in Deutschland.
- Über 80 % der Startups in Deutschland werden von Männern gegründet; der Anteil von Gründerinnen wächst, ist aber noch deutlich geringer.
- Viele Gründer:innen kommen aus wirtschaftswissenschaftlichen Studiengängen, weniger aus Informatik, Mathematik oder Computer Science – obwohl die Geschäftsmodelle oft digital sind.
Außerdem gilt: Gründer:innen, die bereits mindestens drei Jahre in der Branche gearbeitet haben, in der sie gründen, haben eine 85 % höhere Chance, ein sehr erfolgreiches Startup aufzubauen.
Heißt aber nicht: „Wenn du jung bist und noch nie gearbeitet hast, kannst du es vergessen“. Heißt eher: Erfahrung, Mindset und Lernbereitschaft sind wichtiger als dein Alter oder dein Notenschnitt.
Was heißt das unterm Strich?
Ein Startup zu gründen klingt oft riesig, ist aber am Ende eine Sache aus vielen kleinen, machbaren Schritten. Gerade in Deutschland gibt’s heute super viele Möglichkeiten, Unterstützung, Förderungen und Netzwerke, die dich wirklich weiterbringen können. Du musst also nicht direkt das perfekte Produkt am Start haben. Wichtiger ist, dass du ein echtes Problem lösen willst und bereit bist, dranzubleiben.
(Accadis Hochschule/Accountable/BusinessPilot/BW Bank/Digitales/Gründerzentrum/Für Gründer/Gründerland Bayern/Gründer Plattform/Lexware/Startplatz/Startup Village/Qonto/SAHO)