Arbeitslos nach dem Studium – was jetzt?
Optimal wäre es natürlich schon während des letzten Studiensemesters nach dem ersten richtigen Job Ausschau zu halten, nur leider klappt das nicht immer. Besonders doof: wenn man schon während des Studiums finanziell struggelt – dann brauch man auch für danach so schnell wie möglich ein einigermaßen geregeltes Einkommen.
Wenn es bei dir mit dem nahtlosen Übergang zwischen Abschluss und Erstanstellung nicht so gut geklappt hat oder du jetzt schon weißt ‚das wird schwierig‘ – bitte keine Panik. Denn genau für den Fall haben wir dir die folgenden Infos aufbereitet:
- Nach dem Studium arbeitslos – was steht dir zu?
- Arbeitslos melden- wie geht das?
- Bürgergeld beantragen
- Schnellstmöglich einen Job finden: Übergangsoptionen
Wie viele Student:innen sind nach dem Studium arbeitslos?
Ungefähr 290.000 Akademiker:innen waren 2024 arbeitslos gemeldet – wie viele davon direkt vom Studium kamen, ist leider unklar. Aber die Zahl steigt.
Vor allem in den Fachbereichen Marketing, Werbung, Geschichte und den Geisteswissenschaften allgemein herrscht gleich nach dem Studienabschluss die höchste Arbeitslosenquote.
Laut Personaler:innen und Arbeitsmarktspezialist:innen liegt das oft an der fehlenden Praxiserfahrung von jungen Menschen mit akademischem Abschluss.
Kann man sich nach dem Studium arbeitslos melden?
Ja, du kannst und solltest dich definitiv nach deinem Abschluss arbeitslos melden, wenn du finanzielle Unterstützung brauchst. Das kannst du aber erst offiziell, wenn du exmatrikuliert wurdest, also deine Studienzeit abgelaufen ist und du alle Prüfungsleistungen erbracht hast. Am besten ist es gleich am Tag nach deiner Exmatrikulation persönlich bei der für dich zuständigen Agentur für Arbeit aufzuschlagen. Das ist immer das Arbeitsamt deines Wohnortes.
Wenn du schon vor deiner Exmatrikulation weißt, dass du in näherer Zukunft keinen Job in Aussicht hast, kannst du dich auch schon früher beim Amt melden und über deine Optionen aufklären lassen: beispielsweise am ersten Tag nach der Abgabe deiner Abschlussarbeit oder am ersten Tag nach deiner Abschlussprüfung – falls dein Studium damit abgeschlossen ist und du kein Aufbaustudium, wie z.B. den Master planst.
Wichtig ist, dass du allgemein so schnell wie möglich Kontakt zum Amt aufnimmst, denn die Agentur für Arbeit bietet viele Beratungs- und Vermittlungsangebote für junge Akademiker:innen an. Heißt: dort kann man dir aktiv bei der Jobsuche helfen!
Kann man sich nach abgebrochenem Studium arbeitslos melden?
Ja. Hier gilt dasselbe wie nach dem Studienabschluss: sobald du weißt, ab wann dein Studium beendet ist, kannst du die Agentur für Arbeit aufsuchen. Offiziell arbeitslos melden kannst du dich dann, wenn du deinen Exmatrikulationsbescheid erhalten hast.
Arbeitslosengeld steht Studierenden, die sich gleich nach dem Studienabschluss arbeitslos melden, i.d.R. nicht zu. Denn um Anspruch darauf zu haben, müsste Folgendes gelten:
- du hast davor mindestens 12 Monate sozialversicherungspflichtig gearbeitet
- und diese 12 Monate Erwerbstätigkeit haben innerhalb der letzten 30 Monate stattgefunden.
ABER: keine Panik, denn in finanziellen Notlagen steht dir grundsätzlich Bürgergeld zu, also immerhin eine Art Grundsicherung. Dazu mehr im nächsten Abschnitt.
Habe ich nach dem Studium Anspruch auf Bürgergeld?
Ja – in Deutschland hat jeder Mensch, der seinen Lebensunterhalt nicht selbst verdienen kann, prinzipiell Anspruch auf Bürgergeld, auch du als Studienabgänger:in, wenn du diese Voraussetzungen erfüllst:
- du bist mindestens 15 Jahre alt,
- du wohnst in Deutschland oder hast hier immerhin deinen Lebensmittelpunkt,
- du könntest mindestens 3 h pro Tag arbeiten – also wärst theoretisch erwerbsfähig,
- du selbst oder jemand aus deiner Bedarfsgemeinschaft (bspw. Partnerschaft, Familie) ist hilfsbedürftig (Einkommen der Gemeinschaft liegt unter dem Existenzminimum, was einem jährlichen Nettoeinkommen von unter 12.096 Euro für 2025 entspricht),
- du besitzt im ersten Jahr deines Bürgergeldbezugs kein erhebliches Vermögen (damit sind Ersparnisse und Co. über 40.000 Euro gemeint)
Wie hoch ist das Bürgergeld nach dem Studium?
Der Regelsatz, also das Minimum, für eine Singleperson beträgt derzeit 563,- Euro pro Monat. Zusätzlich dazu übernimmt das Amt Miete, Neben- und Heizkosten in angemessener Höhe.
Die exakte Höhe hängt aber immer auch von deiner individuellen Situation ab, wo und wie du wohnst, wie viel Erspartes du hast, ob du schon verheiratet bist und anderem. Für eine grobe Voreinschätzung kannst du einen Online-Bürgergeld-Rechner nutzen.
Wie melde ich mich arbeitslos nach dem Studium?
Arbeitslos meldest du dich, indem du am ersten Tag nach deiner Exmatrikulation persönlich mit dem Exmatrikulationsbescheid zur Agentur für Arbeit in deinem Wohnort gehst und dich dort als ‚arbeitslos‘ eintragen lässt.
Bürgergeld beantragen
Um einen Antrag für Bürgergeld zu stellen, musst du dich nicht zwangsläufig arbeitslos gemeldet haben – es schadet aber v.a. gleich nach dem Studium absolut nicht. Bürgergeld stünde dir auch zu, wenn du arbeiten würdest, aber durch deinen Job nur ein Einkommen beziehst, dass unter der Armutsgrenze liegt. Dann könntest du eine Aufstockung beantragen.
Schritt-für-Schritt zum Bürgergeld:
- Registriere dich online bei der Bundesagentur für Arbeit und erstelle ein Benutzerkonto
- Leg einen Antrag auf Bürgergeld an und fülle ihn aus
- Lade die geforderten Nachweise hoch
- Übermittle den Antrag an die Bundesagentur
- Warte den Bescheid ab
- Besorg dir einen Termin im Jobcenter und bereit ihn vor
Eine detaillierte Anleitung findest du auf der Seite der Bundesagentur für Arbeit.
Schnellstmöglich einen Job finden: Übergangsoptionen
Wenn du nicht oder nicht ganz dem System vertrauen möchtest oder eben lieber schnell irgendwas arbeiten möchtest, anstatt dich arbeitslos zu melden oder Bürgergeld zu beantragen, kannst du schauen, ob du erstmal irgendeinen Job findest. Das muss dann auch gar nicht deine Traumkarriere sein, sondern dient einfach zum Geldverdienen, Schnuppern und Überbrücken, bis du die richtige Anstellung an Land gezogen hast.
Gut dafür eignen sich beispielsweise:
- befristete Stellen, da die meisten Bewerber:innen auf Festanstellungen aus sind, könntest du hier gute Karten haben. Meist wird auch ‚ab sofort‘ gesucht.
- Volontariate/Anstellungen als Trainee werden zwar oft nicht so blenden bezahlt, bieten aber einen guten Einblick in die Arbeitsbereiche und können als Trittbrett und Vitamin B für einen richtig guten Job in der Zukunft dienen.
- Quereinstiegs-Jobs, bspw. bei der Post, der Bahn, der Stadtreinigung etc. – dort werden immer wieder händeringend Leute gesucht, vielleicht kannst du dir sowas für den Übergang vorstellen?
(arbeitsagentur/buerger-geld.org/bundesfinanzministerium/swr/suedkurier/SALI)