Infektionskrankheit

HIV: Symptome, Verlauf, Unterschied zu Aids

Junger Mann hält rote Schleife
Die rote Schleife ist das Symbol für Solidarität mit HIV-Infizierten und AIDS-Kranken. (Foto: © Jo Panuwat D/stock.adobe.com)
HIV ist behandelbar, Aids vermeidbar – doch viele verwechseln die beiden Begriffe. Hier erfährst du, wie HIV verläuft, welche Symptome typisch sind und warum ein Test so wichtig ist.
Mittwoch, 27.08.2025, 14:00 Uhr, Autor: Sarah Hoffmann

Ganz ehrlich? Mein erster Gedanke, wenn es um Aids geht, ist der Tod von Freddie Mercury. Die Queen-Legende starb 1991 an den Folgen dieser Krankheit – nur einen Tag, nachdem er öffentlich gemacht hatte, dass er mit HIV lebt. Damals war das ein Schock für Millionen Fans weltweit und hat das Thema plötzlich ganz nah an viele Menschen herangebracht. Und auch heute denken viele bei HIV zuerst an Angst, Krankheit und Tod.

Aber: Seit Freddies Zeit hat sich unglaublich viel getan. Dank moderner Therapien lässt sich HIV heute gut behandeln, Aids lässt sich verhindern und Menschen mit HIV können lange, gesund und selbstbestimmt leben. Trotzdem gibt es immer noch viele Missverständnisse, Halbwissen und Unsicherheit. Höchste Zeit, ein bisschen Klarheit zu schaffen.

Wir erklären dir in diesem Artikel:

Was ist der Unterschied zwischen HIV und Aids?

Viele verwechseln die Begriffe, aber genau genommen handelt es sich um zwei verschiedene Dinge. HIV ist das Virus – ausgeschrieben Humanes Immunschwäche-Virus – das nach und nach das Immunsystem angreift.

Ohne Behandlung kann es über Jahre hinweg die Abwehrkräfte so sehr schwächen, dass der Körper kaum noch gegen Krankheitserreger ankommt. In diesem Stadium sprechen Fachleute von Aids (Acquired Immune Deficiency Syndrome). Dann treten schwere Krankheiten auf, die bei gesunden Menschen normalerweise leicht behandelbar wären – zum Beispiel bestimmte Lungenentzündungen, Pilzinfektionen oder sogar Tumore.

Das bedeutet konkret: HIV-positiv zu sein heißt nicht automatisch, Aids zu haben. Wer frühzeitig eine Behandlung beginnt, kann verhindern, dass Aids überhaupt entsteht.

Wie steckt man sich mit HIV an und wie schützt man sich vor einer Infektion?

Die gute Nachricht zuerst: HIV zählt prinzipiell zu den eher schwer übertragbaren Krankheitserregern. Ansteckungsgefahr besteht vor allem beim ungeschützten Sex und durch infiziertes Blut. Letzteres kann z.B. beim Gebrauch von gemeinsamen Spritzen unter Drogengebrauchenden passieren. Ebenso können Mütter mit unbehandelter HIV-Infektion ihre Kinder während der Schwangerschaft, der Geburt oder des Stillens anstecken. 

Good to know: In Deutschland werden die Blutspender sorgfältig ausgewählt und das gespendete Blut regelmäßig auf das Virus getestet, um Übertragungen zu verhindern!

Vor einer Infektion mit HIV schützen Kondome sowie saubere Spritzen und Spritzutensilien.

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Was sind die Symptome von HIV?

Die ersten Anzeichen einer HIV-Infektion treten oft zwei bis vier Wochen nach der Ansteckung auf. Viele Menschen spüren dann grippeähnliche Beschwerden. Besonders typisch sind Fieber, Abgeschlagenheit und Nachtschweiß. Auch Hautausschlag, Kopf- oder Muskelschmerzen und geschwollene Lymphknoten können vorkommen. Diese Phase dauert meist nur ein bis zwei Wochen, danach verschwinden die Symptome wieder.

Das Heimtückische: In der folgenden Zeit – manchmal jahrelang – macht sich HIV oft gar nicht bemerkbar. Auch wenn du dich gesund fühlst, arbeitet das Virus im Hintergrund weiter und schwächt dein Immunsystem.

Ohne Therapie treten irgendwann wieder Beschwerden auf: langanhaltender Durchfall, wiederkehrendes Fieber oder Infektionen wie Gürtelrose. Später kommt es dann zu den Aids-definierenden Erkrankungen, wenn das Immunsystem so stark geschwächt ist, dass lebensbedrohliche Infektionen oder Tumore auftreten.

Tipp: Weil die frühen Symptome leicht mit einer Grippe verwechselt werden, ist ein HIV-Test die einzige sichere Möglichkeit, Klarheit zu bekommen.

Wie verläuft eine HIV-Infektion?

Medizinisch unterscheidet man bei HIV mehrere Phasen:

  • In der akuten Phase vermehrt sich das Virus rasant. Die Ansteckungsgefahr für andere ist hier besonders hoch.
  • Danach folgt oft eine symptomfreie Zeit, die mehrere Jahre dauern kann. Auch wenn nichts zu spüren ist, richtet das Virus im Körper bereits Schaden an.
  • Später kommt es zur symptomatischen HIV-Infektion: das Immunsystem ist geschwächt, Infektionen treten häufiger auf.
  • Aids ist schließlich das Endstadium einer unbehandelten HIV-Infektion.

Die gute Nachricht: Dieser Verlauf lässt sich heute fast immer aufhalten. Dank moderner antiretroviraler Therapien (ART) wird die Viruslast im Blut so stark gesenkt, dass HIV nicht mehr nachweisbar ist – und auch nicht mehr übertragbar.

Wie lebt man mit HIV?

Früher galt eine HIV-Diagnose fast automatisch als Todesurteil. Heute sieht das ganz anders aus. Mit einer konsequenten Therapie kannst du fast normal alt werden und dein Leben weitgehend so führen wie alle anderen auch.

Die Behandlung besteht i.d.R. aus ein bis zwei Tabletten am Tag oder neuen Langzeit-Spritzen, die nur zweimal im Jahr verabreicht werden müssen. Wichtig ist, dass die Medikamente regelmäßig eingenommen werden, damit das Virus dauerhaft unterdrückt bleibt.

Neben der körperlichen Gesundheit spielt auch die psychische Seite eine Rolle. Eine HIV-Diagnose kann belastend sein. Deshalb ist es hilfreich, dir Unterstützung zu suchen: sei es durch Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen oder Freund:innen.

Viele HIV-Betroffene erleben leider immer noch Diskriminierung. Deshalb gilt: Informiere dich über deine Rechte – ob im Job, im Studium oder in der Partnerschaft – und lass dich nicht entmutigen.

Wo kann man sich HIV testen lassen?

Wenn du denkst, dass du dich angesteckt haben könntest, solltest du nicht lange zögern. Ein HIV-Test bringt Klarheit und je früher er gemacht wird, desto besser.

Gesundheitsämter bieten Tests oft kostenlos oder gegen eine geringe Gebühr an. Manche Ämter haben sogar offene Sprechstunden, bei denen du anonym bleiben kannst. Aidshilfen und Checkpoints machen ebenfalls Tests, häufig sogar Schnelltests mit Ergebnis nach wenigen Minuten.

Auch in Arztpraxen kannst du dich testen lassen. Hier läuft der Test aber immer namentlich, das Ergebnis landet in deiner Patientenakte. Wenn es eine medizinische Begründung gibt, übernimmt die Krankenkasse die Kosten.

Für zu Hause gibt es Selbsttests, die du in Apotheken oder online kaufen kannst. Das Ergebnis kannst du selbst ablesen. Wichtig: Ein positives („reaktives“) Ergebnis muss immer noch einmal in einer Praxis oder Teststelle bestätigt werden.

Tipp: Wenn du dir unsicher bist, wann und wo du dich am besten testen lässt, helfen dir die lokalen Aidshilfen – auch telefonisch oder anonym online – bei der Entscheidung. Alle Infos und Ansprechpartner dazu findest du auf der Website der Deutschen Aidshilfe.

Was du aus diesem Artikel mitnehmen solltest

  • HIV und Aids sind nicht dasselbe: HIV ist das Virus, Aids das mögliche Endstadium ohne Behandlung.
  • Die typischen ersten Symptome sind Fieber, Abgeschlagenheit und Nachtschweiß – das kann leicht übersehen werden.
  • Deshalb ist ein HIV-Test so wichtig, wenn du ein Risiko hattest.
  • Und das wichtigste zum Schluss: Dank moderner Therapien kannst du mit HIV ein langes, gesundes und selbstbestimmtes Leben führen!

(AOK/Bundesgesundheitsministerium/Deutsche Aidshilfe/DSW/Liebesleben/Universitätsspital Zürich/SAHO)

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