Auf einen Blick: Arten von Sexualität
Nicht nur in Schwarz und Weiß, sondern in allen Grauzonen und Farben wird heute über Sexualität gesprochen. Die unterschiedlichen Orientierungen stecken dabei ein weites Spektrum ab und werden kontinuierlich erweitert. Da kann man schon mal die Übersicht verlieren.
Damit du aber alles rund um Sexualität und ihre Ausprägungen auf einen Blick hast, informieren wir dich hier, wie sexuelle Orientierungen entstehen, welche Arten es davon gibt und gehen auch der Frage nach, ob sie sich ändern können.
Was prägt die sexuelle Orientierung?
Auf wen man wieso genau steht, gibt die sexuelle Orientierung wieder. Durch sie lässt sich bestimmen, ob wir generell sexuelle Anziehung fühlen und zu welchen Personengruppen/Geschlechtern. Was diese Orientierung genau prägt, konnte noch nicht vollständig erforscht werden – was aber feststeht ist, dass sie nicht bloß von einem einzelnen Faktor abhängt.
Weder die Erziehung, noch bestimmte biologische Marker wie Gene oder Hormone sind alleine für die sexuelle Ausprägung verantwortlich. Auch, welche frühen Erfahrungen in Kindheit, Jugend und Pubertät gemacht wurden, prägen die Sexualität nicht komplett. Es scheint also eine Mischung aus allem oben genannten zu sein, ein Zusammenspiel mehrere Faktoren, das dafür sorgt, zu wem wir uns erotisch hingezogen fühlen.
Good to know
Sexuelle Ausprägung ist nicht gleich sexuelle Identität. Die sexuelle Orientierung gibt wieder, welche erotischen Präferenzen in Bezug auf andere Menschen eine Person hat. Die sexuelle Identität hingegen gibt wieder, welches sexuelle Selbstverständnis die Person von sich selbst hat, bspw. inter- oder transsexuell.
Beide hängen nicht zusammen, d.h. egal welcher sexuellen Identität jemand sich zugehörig fühlt, er/sie/es kann auch jede Art der sexuellen Ausprägung haben.
Welche Sexualitäten gibt es?
- Aceflux: beschreibt sich verändernde Intensitäten von Sexualität – bspw. Leute, die sich temporär als asexuelle einstufen und dann wieder Richtung allosexuell tendieren. Sie besitzen also eher eine fluide anstatt festgesetze Sexualität.
- Asexuell: kein bis wenig Interesse und Verlangen nach sexueller Interaktion. Bei asexuellen Menschen ist der Sexualtrieb einfach nicht so oder gar nicht ausgeprägt, was die meisten auch nicht stört, weil sie es nicht anders kennen.
- Allosexuell: bildet das Gegenteil von asexuell ab und meint, dass man sich zu Menschen, egal welcher Art, sexuell angezogen fühlt und damit ein erotisches Verlangen verspürt.
- Androsexuell: beschreibt Menschen, die ein erotisches Verlangen Männern und maskulin auftretenden Personen gegenüber haben.
- Bisexuell: bedeutet, dass hier zwei oder mehr Geschlechter als sexuell attraktiv empfunden werden. Dass damit aber nur Männer und Frauen gemeint sein können, ist längst überholt.
- Demisexuell: hier sind sexuelle Anziehung und Interaktion nur möglich, wenn eine emotionale Bindung besteht. Fremde Menschen werden von Demisexuellen weder als attraktiv noch sexuell interessant betrachtet.
- Fraysexuell: gibt das Gegenteil von demisexuell wieder und meint alle Individuen, die sich explizit zu anderen hingezogen fühlen, zu denen sie eben keine emotionale Verbindung haben.
- Grey-Asexuell: zählt zum asexuellen Spektrum und meint verschiedenartige Abstufungen erotischen Interesses. Es wird nur selten sexuelle Lust verspürt und dann auch nur unter bestimmten Voraussetzungen.
- Gynosexuell: Menschen mit dieser Ausrichtung fühlen sich von Frauen oder weiblichen Personen angezogen.
- Heterosexuell: sexuelles Interesse wird dem anderen Geschlecht gegenüber verspürt: Frauen zu Männern und andersrum.
- Homosexuell: man empfindet erotische Anziehung für dasselbe Geschlecht. Es gibt also homosexuelle Männern, die sich zu anderen Männern angezogen fühlen und homosexuelle Frauen, die sich zu anderen Frauen hingezogen fühlen.
- Pansexuell: bei dieser Ausrichtung wird Liebe, Begehren und Lust unabhängig vom Geschlecht des Gegenübers empfunden. ‚Pan‘ kommt vom Griechischen und heißt ‚umfassend, alles‘. Es gibt also keine Geschlechterpräferenz bei der Auswahl von Sexualpartner:innen.
- Sapiosexuell: hier besteht eine erotische Anziehung zu klugen und scharfsinnigen Menschen. Verlangen entwickelt sich nur, wenn Intelligenz vorhanden ist.
- Skoliosexuell: meint sexuelles Interesse an Individuen, die sich selbst weder als männlich noch als weiblich ansehen.
Und queer?
Mit dem Begriff ‚Queer‘ sind alle Sexualitäten und sexuellen Ausrichtungen gemeint, die sich abseits der Heteronormativität befinden.
Wie erkenne ich meine sexuelle Orientierung?
Leider gibt es dafür weder eine Schritt-für-Schritt Anleitung noch eine Checkliste, denn es gibt nicht den einen richtigen Weg, um rauszufinden, welche sexuelle Ausprägung du hast. Es muss auch gar nicht nur eine einzige sein, es können mehrere sein. Es muss auch nicht sein, dass du dich überhaupt einem Begriff zugehörig fühlst, vielleicht ist es keiner – und alles davon ist vollkommen in Ordnung.
Kategorien und Bezeichnungen sind immer nur zur Orientierung da und um Dingen, Vorlieben oder Co. einen Namen zu geben. Denn wir können über Themen nur reden, wenn es dafür Worte gibt.
Lass dich aber davon nicht unter Druck setzen. Fühl und hör einfach in dich rein: was zieht dich sexuell an? Gibt es bestimmte Voraussetzungen wie das Geschlecht einer Person, deren Intellekt? Brauchst du eine emotionale Bindung, bevor du erotisches Interesse entwickeln kannst? Nur du selbst kannst diese Fragen für dich beantworten und so abstecken auf wen oder was du stehst und wieso.
Kann sich eine sexuelle Ausprägung ändern?
Ja. Deine sexuelle Orientierung kann sich im Laufe deines Lebens ändern und das sogar mehrmals. Das hängt einerseits damit zusammen, dass die ersten erotischen Erfahrungen in einem Alter, Pubertät, gemacht werden, in dem man sich selbst erst entfaltet und anfängt kennenzulernen – zum anderen damit, dass deine Prägung durch das Austesten und Erleben neuer Dinge und Co. variieren kann.
Wer sich bspw. immer nur in Männer verliebt hat und plötzlich Emotionen und sexuelles Verlangen einer Frau gegenüber entwickelt, dachte davor viell. nur diese eine bestimmte sexuelle Ausrichtung zu haben, weil der ‚richtige‘ Mensch oder der Sonderfall, den man auch anziehend findet, noch nicht eingetreten ist. Man kann manchmal nicht wissen, was einem guttut oder einen anzieht, wenn man sich noch nie Gedanken darüber gemacht hat und auch noch nie damit konfrontiert wurde.
Das Leben ist lang, wir entwickeln uns dauernd in jeglichen Bereichen davon weiter, wieso also nicht auch sexuell?
(wmn/echte-vielfalt/zdf/aok/liebesleben/SALI)