Insight

Die Angst vorm Reden überwinden

Comic von Mann in weißem Hemd am Rednerpult, der zittert und sich die Stirn abtupft.
Vor vielen Menschen sprechen zu müssen, kann beängstigend sein. (Foto: ©stock.adobe.com/drawlab19)
Ungutes Gefühl im Bauch, Schweißausbrüche oder sogar Panikzustände beim bloßen Gedanken an deine Präsentation? Wir helfen dir, deine Redeangst zu besiegen. 
Dienstag, 09.04.2024, 14:14 Uhr, Autor: Sandra Lippet

Um das Sprechen vor anderen kommst du in den allermeisten Studienbereichen nicht drum rum. Ganz egal, ob Vortrag, Präsentation, (Gruppen-)Referat oder Moderation – vor einem Kurs zu stehen gehört dazu.

Was aber, wenn du davor wirklich Angst hast? Damit bist du auf jeden Fall nicht alleine: denn genau das hat mich in den ersten Semestern meines Studiums beschäftigt. Was mir geholfen hat meine Redeangst zu überwinden, nützliche Tipps & Tricks sowie praktische Rhetorik-Übungen – all das, teile ich hier gerne mit dir.

Angst überwinden

Grundlegend ist Angst nichts Schlechtes, sondern ein Instinkt, der uns schützt, wenn Gefahr droht. Und das ist wichtig – nur spielt sich Angst manchmal auch nur in unserem Kopf ab, heißt: Wir fürchten uns vor bestimmten Gedanken oder Situationen, schon lange bevor sie stattfinden, weil wir etwas Negatives damit verbinden.

Es ist nicht leicht, eine Angst, die im Kopf sitzt, zu bekämpfen, eben weil sie nicht real ist. Trotzdem ist es möglich Strategien zu finden, sie wenigstens ein bisschen weniger schlimm zu machen – das klappt aber nur, wenn man sich ihr stellt

Mittel und Übungen gegen Angst

Du möchtest etwas gegen deine (Rede-)Angst tun, weißt aber nicht was? Mir haben diese Tricks geholfen:

  • Mach dir bewusst, wovor genau du Angst hast: Sind es die Menschen? Stehst du nicht gerne im Mittelpunkt? Fürchtest du dich davor, dass sich jemand über dich lustig macht? – Nur, wenn du deine Angst wirklich kennst, kannst du anfangen, etwas gegen sie zu unternehmen. Das ist der erste Schritt.
  • Überleg dir vorher schon Lösungen für den Worst-Case: Was genau, wäre denn das Schlimmste, was passieren könnte und was kannst du dagegen tun? Beispiel: du hast Angst dich zu blamieren, dein Worst-Case ist ein richtig dummer Versprecher – du könntest ihn aber auch mit Humor nehmen, einfach lachen und weitermachen. Die meisten Menschen finden das eigentlich sympathisch, denn jede:r macht mal Fehler. 
  • Achte auf deine Atmung/mach ein paar Atemübungen: Atmen hilft, hat es bei mir jedenfalls immer, und damit meine ich allgemeine Atmung, aber auch richtig tiefes Ein- und Ausatmen, mehrmals hintereinander und am besten kurz vor der Situation, vor der du Angst hast. Das kannst du auch schon vorab zu Hause üben: versuch dich beim bewussten Atmen zu beruhigen – probier’s mal aus!
  • Lass dir Zeit: leider verschwindet Angst oft nicht von heute auf morgen, sondern erst mit der Zeit. Setzt dich also selbst nicht zu sehr unter Druck, sondern feier auch die kleinen Erfolge. Selbst, wenn das Gefühl auch nach deinem 5. Vortrag noch nicht ganz verschwunden ist, wenn du die Schritte darüber immer wieder übst und dich deiner Angst stellst, wird sie weniger werden!

Bleib mutig!

Egal wie unreal deine Angst wirkt – für dich ist sie sehr real. Es braucht Mut sich der Angst zu stellen, also bleib tapfer und kämpfe dagegen anlass dich von ihr nicht in deinem Leben einschränken, du hast nur eins.

Vor anderen sprechen „lernen“

Einen Raum betreten und so viel Ausstrahlung und Charisma haben, dass alle interessiert gucken und einem an den Lippen hängen, egal, was man sagt? Ja, solche Leute gibt es, aber keine Sorge, wenn du keine:r von ihnen bist.

Rhetorik kannst du so oder so lernen – wie bei vielen Dingen macht auch hier die Übung den/die Meister:innen. Das heißt aber auch: Du kannst nur besser werden, wenn du aktiv etwas dafür tust und daran arbeitest; ähnlich wie mit der Angst. 

Mittel und Übungen für Rhetorik

Was ist wichtig, um längerfristig besser beim Reden vor Menschen zu werden? Mir haben die folgenden Schritte bei der Vorbereitung geholfen, deswegen habe ich dir eine kleine Anleitung erstellt:

  1. Richtig und vor allem rechtzeitig vorbereiten: Mach deinen Text, egal, ob für eine Rede, ein Referat oder eine Moderation, schon früher fertig, als du ihn brauchst. Füge Notizen hinzu, markiere wichtige Passagen, um sie nicht zu übersehen, arbeite mit Absätzen und in einem Format, bspw. gut leserlich ausgedruckt, das dir hilft den Überblick zu bewahren – selbst während des Vortrags und unter Angst. 
  2. Üben, üben, üben: Lies den Text mehrmals durch, setze dir, wenn du möchtest, Atempausen – stell dich dabei am besten hin; versuch dann auch den Inhalt wirklich vorzutragen, dir zu überlegen, wann Fragen kommen könnten oder du welche stellen könntest etc. Das hilft dir auch, um die Zeit deines Vortrags besser einschätzen zu können, bspw. dadurch, dass du dir beim Üben mal einen Timer setzt.
  3. Vor Freund:innen, Bekannten vortragen: Hast du deinen Text gut aufbereitet und geübt, kannst du deine Referat/Präsentation auch vor anderen vortragen üben, bspw. deinen Verwandten oder Freund:innen, bei Gruppenreferaten bietet sich natürlich die Gruppe an. So hast du auch einen Zwischenschritt: du musst nicht vom alleine Reden gleich zum Vortrag vor dem ganzen Kurs springen, sondern übst dazwischen mit einer Kleingruppe oder einem anderen Menschen.
  4. Dich filmen/beobachten: Was auch oft gegen Unsicherheit hilft, ist Selbstreflexion und -beobachtung. Das kannst du tun, indem du deinen Text mal vor dem Spiegel übst, oder dich dabei filmst. Beim Filmen wirst du nicht von dir selbst abgelenkt. Das Ansehen der Aufnahmen kann dir dann helfen noch an Dingen zu arbeiten, die dir auffallen, bspw. nicht so oft die Haare hinter die Ohren zu schieben oder mehr von deinem Text weg und in den Raum zu schauen. Gleichzeitig siehst du aber auch, was du gut machst, wie bspw. sehr flüssig und locker reden, sympathisch wirken, lächeln oder Ähnliches.

Übung: Deutlich sprechen

Nimm dir einen Korken, am besten einen echten, nicht aus Plastik, und klemm ihn dir vorne zwischen die Schneidezähne. Versuche so nochmal deinen Text durchzugehen – das wird schwierig sein, hilft dir aber bei einer deutlichen Aussprache. Probier’s mal aus!

Übung: die richtige Lautstärke

Mach eine Aufnahme von dir beim Sprechen. Leg dein Handy dafür auf die eine Seite des Raumes und gehe auf die andere. Versuch deinen Vortrag laut und deutlich durchzugehen. – Du kannst dann durch die Aufnahme prüfen, ob du laut und deutlich genug warst und ob man dich am andere Ende des Raumes noch gut hören konnte. Übe so lange, bis du die für dich passende Lautstärke gefunden hast

Solltest du plötzlich Spaß am Sprechen entwickeln und mal einer Theatergruppe beitreten wollen, sind diese beiden Übungen ebenfalls von Vorteil, bzw. du wirst sie dort bei den Proben ganz sicher wiederfinden.

Wie kann man einen guten Vortrag halten?

Du hast jetzt ein paar Übungen für die Bekämpfung deiner Angst und Tricks bei der Vorbereitung deiner Rede – jetzt geht es ans Fine-Tuning. Denn auch beim Vortragen – egal, ob in der Übungs- oder Prüfungssituation kannst du noch ein paar Dinge beachten, die dein Sprechen vor anderen zum Erfolg werden lassen können.

Inhalt

Du kennst es selbst: wenn du in uninteressant gestalteten Vorträgen sitzt, schaltest du ab, dir wird langweilig und du wirst müde. Damit das bei deiner Rede nicht passiert, solltest du einen spannenden Einstieg wählen.

Ganz egal, ob für ein Referat oder eine Moderation, du kannst durch ein cooles Zitat, einen Videoausschnitt, eine interessante Frage oder Story die Aufmerksamkeit des Raumes auf dein Thema richten. Damit du durchweg verstanden wirst, wie bei schriftlichen Arbeiten auch, ist ein roter Faden wichtig: wo fängst du an, wo willst du hin?

Um deine Mitstudierenden auch den Vortrag über am Ball zu behalten, kannst du Zwischen- oder rhetorische Fragen stellen, deine Rede mit Bildern oder anderen Materialien ein bisschen aufpeppen oder, falls gewünscht, eine Gruppenarbeit einbauen.

Und natürlich darf auch ein guter Schluss oder ein gelungener Übergang zu den Fragen nicht fehlen. Du könntest hier nochmal abschließend die wichtigsten Erkenntnisse zusammenfassen, auf den Anfang verweisen, mit einem Zitat oder anderem Medium arbeiten – Hauptsache der Abschluss wird rund.

Sprache & Intonation

Auch wie du etwas sagst, spielt eine Rolle. Eine gelangweilte und immergleiche Stimmlage wirkt einschläfernd, wohingegen viele Höhen und Tiefen in der Intonation dich unruhig wirken lassen. Der Schlüssel ist: die Mischung machts. Sprich ruhig und deutlich, setzte aber an passenden Stellen Akzente, bspw. beim Vortragen von Zitaten oder beim Fragenstellen.

Wähle auch eine Sprache, die zur Art des Vortrags und dem Thema passt. In einer wissenschaftlichen Rede wird Wert auf den Wissenschaftsjargon gelegt, in einer Moderation kannst du aber auch etwas freier und ‚cooler‘ reden. Besteht dein Thema natürlich aus viel Theorie, solltest du auch theoretische Begriffe benutzen, ist es aber kreativer, darf auch deine Sprache kreativer sein.

Intonation und Sprache kannst du auch schon sehr gut vor dem Vortrag üben – nimm dich dabei selbst auf und schau dir an, womit du dich am wohlsten fühlst und was am besten wirkt. 

Mimik & Gestik

Steif vorne stehen und keine Miene verziehen – sympathisch kommt das nicht unbedingt rüber. Achte also darauf, deine Zuhörer:innen mit deiner Mimik und Gestik in dein Sprechen einzubeziehen

Tipp: Augenkontakt

Versuch beim Reden deinen Blick durch den Raum gleiten zu lassen und dabei auch immer wieder mal jemanden kurz direkt anzusehen. Das vermittelt den Eindruck von Selbstbewusstsein und gibt deinem Publikum das Gefühl, mehr an deinem Vortrag teilzuhaben – du schließt sie so mit ein, anstatt aus.

Ab und zu lächeln oder einen Witz machen und lachen – auch dadurch kannst du deine Spannung vielleicht etwas lockern und die Aufmerksamkeit deiner Mitstudierenden sichern. Du kannst auch gerne beim Reden die Arme mit dazunehmen, um bestimmte Aussagen auch visuell zu untermalen – pass aber auf, dass du das nicht zu ausufernd machst.

Wenn du dir unsicher bist, was zu viel oder zu wenig ist, übe deine Gestik und Mimik vor dem Spiegel oder einem anderen Menschen und gib dir oder lass dir ehrliche, aber konstruktive, Kritik geben. 

Tipp: Sicherer Stand

Hüftbreit dazustehen, ohne sich anzulehnen oder die Hände in die Taille zu nehmen - das ist ein sehr sicherer Stand. Einmal für dich, weil du so schwer umkippen oder wackeln kannst, aber auch für deine Mithörer:innen, weil du so sehr sicher auf sie wirkst. 

Insight – du bist nicht alleine

Vor 10 Jahren hatte ich so große Angst davor vor Leuten zu reden, dass ich regelmäßig dabei das Atmen vergessen hab. Ich wollte mir damals nicht die Zeit nehmen langsam Rhetorik zu lernen und meine Angst selbst überwinden – ich hätte auch nicht mal gewusst wie. Deswegen habe ich mich in ein Rhetorik-Seminar eingeschrieben, bei dem ich viele der oben geschilderten Übungen, Tipps und Tricks gelernt habe.

Rhetorik-Seminare

Informier dich über deinen Lehrstuhl oder dein Studierendenwerk, ob es auch an deiner Uni solche Kurse gibt. Sie sind in der Regel kostenlos und werden von Expert:innen angeboten. Es geht dabei nicht nur um das Erlernen von rhetorischen Fertigkeiten, sondern auch um das Überwinden der Angst!

Vor allem beim Reden aufgenommen zu werden, hat mir sehr geholfen. Denn oft mangelt es nicht an rhetorischem Talent, sondern nur an etwas Selbstvertrauen – aber niemand kann in einen reinsehen. Das heißt: niemand muss deine Angst oder Unsicherheit sehen, solang du sie nicht zeigen möchtest. Du kannst trotz Angst einen guten Vortrag halten, und immer bessere, je mehr du übst.

Das Einzige, das du tun solltest, ist: dir selbst vertrauen und es locker nehmen, auch, wenn mal was schief geht. Es ist deine Rede, dein Vortrag, deine Moderation oder was auch immer – you own it!

(gesund.bund/SALI)

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