Auslandserfahrung nach dem Studium

Freiwilligenarbeit beim Tierschutz?

Blick von oben auf Küste von Puerto Viejo in Costa Rica.
Clara hat ihren Freiwilligendienst beim Jaguar Rescue Center in Costa Rica gemacht. (Foto: © stock.adobe.com/cris)
Gerade mit dem Studium fertiggeworden, aber keine Lust direkt ins Berufsleben zu starten? Wie wäre es dann mit Freiwilligenarbeit im Ausland? Ich war in Costa Rica und erzähle euch davon. 
Mittwoch, 20.09.2023, 12:00 Uhr, Autor: Clara Rütten

Anstatt nach dem Bachelorabschluss direkt mit meinem Master weiterzumachen, habe ich mich dazu entschieden, ein Tierschutzprojekt in Costa Rica zu unterstützen.

Warum Freiwilligenarbeit?

Der Grund für Freiwilligenarbeit liegt an sich auf der Hand: Man will mit der Zeit etwas Sinnvolles anstellen und gleichzeitig auch etwas erleben. Es ist definitiv ein sehr erfüllendes Gefühl zu wissen, dass man gerade dabei ist, wirklich zu helfen. Und ganz nebenbei kann man ferne Länder und Kulturen entdecken und hat unter Umständen sogar die Zeit seines Lebens.

Dabei habt ihr eine Vielzahl an Möglichkeiten, was die Wahl eines Projektes betrifft. Besonders beliebt sind dabei meistens die Projekte im Bereich des Tierschutzes. Andere mögliche Bereiche sind der Umwelt- und Klimaschutz, Soziales und Unterricht oder medizinische Versorgung

Wie und wo kann ich Freiwilligenarbeit leisten?

Freiwilligenarbeit wird an sich überall auf der Welt gesucht und angeboten. Vor allem ärmere Länder bauen auf Unterstützung von Volontären im Bereich der Bildung und des Tierschutzes.

Organisationen, die Freiwilligenarbeit anbieten, gibt es wie Sand am Meer. Ich habe meinen Aufenthalt damals über die Seite Rainbow Village gebucht und mich dort sehr gut betreut gefühlt.

Andere Organisationen sind zum Beispiel Volunteer World, Wayers oder Travelworks. Bei deutschen Organisationen besteht immer die Gefahr auch hauptsächlich mit anderen deutschen Volontären in Kontakt zu kommen.

Tipp! Bei einer Nicht-deutschen-Organisation buchen, da ihr so viel leichter internationale Kontakte knüpfen werdet.

Was kostet Freiwilligenarbeit?

Leider ist Freiwilligenarbeit nicht umsonst. Bei allen Projekten muss ein Beitrag gezahlt werden, der die Unterkunft und teilweise auch die Versorgung abdeckt. Je nach Projekt wird zusätzlich eine Art „freiwillige Spende“ fällig, die in das jeweilige Projekt fließt.

Generell unterscheiden sich die Kosten für Freiwilligenarbeit je nach Projekt und Organisation stark. Es lohnt sich auf jeden Fall verschiedene Anbieter zu vergleichen. Mir ist bei meiner Recherche aufgefallen, dass die Projekte im Bereich Tierschutz meistens teurer sind als Projekte in anderen Bereichen. Hier wird in der Regel immer eine Spende fällig, die dann aber den Tieren zugutekommt.

Meine Erfahrungen in Costa Rica

Im vergangenen Jahr habe ich für acht Wochen das Jaguar Rescue Center, eine Tierauffangstation in Costa Rica, unterstützt. Was so meine Aufgaben waren und wie ich die Zeit dort wahrgenommen habe, erfahrt ihr hier.

Über das Jaguar Rescue Center

Das Jaguar Rescue Center ist eine Tierauffangstation, die verletzte Tiere bei sich aufnimmt, sie wieder aufpäppelt und im Idealfall später wieder frei lässt. Zu dem Center gehört auch eine Tierklinik, deren Tierärzte sich der verletzten Tiere annehmen und sie wieder gesund pflegen.

Viele der verletzten Tiere werden mit Brandverletzungen eingeliefert, die durch die oberirdisch verlaufenden Stromleitungen in Costa Rica entstehen. Vor allem Faultiere und Affen fallen den Stromleitungen zum Opfer. In dem Rescue Center sind auch viele exotische Vögel, Schildkröten, Waschbären und einige Ozelots zu Hause.

Wenn die Tiere wieder gesund sind, werden sie in der Regel in der zum Rescue Center gehörenden Wildstation La Ceiba wieder frei gelassen. Die Tiere werden mit einem Chip versehen, damit sie wiedererkannt werden, wenn sie erneut im Jaguar Rescue Center landen. Einige der Tiere sind allerdings langfristig nicht mehr dazu in der Lage, alleine in der freien Wildbahn zurechtzukommen. Diese Tiere bekommen dann im Rescue Center dauerhaft ein neues Zuhause.

Vor allem die Auswilderung der Brüllaffen hat mich fasziniert. Diese werden, sobald sie fit genug dazu sind, als Gruppe von den Volunteers täglich in den Regenwald zu einer Art Spielplatz gebracht. Dort können sie sich an die Freiheit und den Urwald gewöhnen und in der Gruppe spielen.

Irgendwann schließen sich die einzelnen Affen dann freien Brüllaffengruppen an und kommen einfach nicht mehr zurück. Ein sehr natürlicher Vorgang, der voll und ganz den Affen überlassen wird.

Ein typischer Tag im Jaguar Rescue Center

Die Arbeit im Jaguar Rescue Center begann jeden Tag um 7:30 Uhr. Zu Beginn treffen sich alle Volunteers zur Arbeitsverteilung. Der Tag ist in der Regel in drei Schichten unterteilt. Am Morgen bestehen die Aufgaben in erster Linie aus der Reinigung und Herrichtung der Gehege und der Futterverteilung. Danach stehen unter anderem weitere Säuberungsaufgaben an. Aber mitten im Regenwald macht selbst Käfige putzen Spaß.

Eine weitere wichtige Aufgabe ist das Beobachten der Tiere. Einige Tiere verbringen den Tag nämlich nicht in ihren Käfigen, sondern werden auf Spielplätze ohne Zäune im Freien gebracht. Damit sie dort nicht auf die Idee kommen, einen nicht autorisierten Ausflug zu unternehmen, müssen die Volunteers ein Auge auf sie haben.

Die mit Abstand beliebteste Aufgabe ist allerdings die Aufsicht über die Babyäffchen. Die kleinen Brüllaffen kommen nämlich tagsüber in einen Turm im Urwald. Die Volunteers verbringen dort die Zeit damit, eine Art Ersatzmama für die Babyaffen zu sein und ihnen in dem Turm Gesellschaft zu leisten.

Für mich war die Aufsicht der Äffchen definitiv eine einzigartige Erfahrung. Mein Serotonin-Pegel ging nach jedem Kontakt mit den Babys durch die Decke.

Clara, über ihre Lieblingsaufgabe

Wo sonst bekommt man schon die Gelegenheit, so engen Kontakt mit Babyaffen zu haben. Die Äffchen toben auf einem herum und schlafen sogar in den Armen ein. Zwar wird man auch in regelmäßigen Abständen angepinkelt, aber das ist es die Sache sowas von Wert.

Außerdem ist es eine einzigartige Erfahrung, die verschiedenen Charaktere der Affen kennenzulernen. Es ist fast schon gruselig, wie menschlich sie sind.

Das Leben gemeinsam mit den anderen Volunteers

Das Zusammenleben in dem Hostel des Rescue Centers war eine völlig neue Erfahrung für mich. Man wird in einem Hostel direkt neben dem Rescue Center untergebracht, das extra für die Volunteers da ist. Zwei Monate lang habe ich dort in einem Vierbettzimmer gelebt. Allerdings habe ich mich dort im Grunde nur zum Schlafen aufgehalten.

Die meiste Zeit habe ich in dem Gemeinschaftsbereich, in dem sich auch die Küche befindet, verbracht. Das Besondere daran: der Gemeinschaftsbereich ist ein überdachter Bereich ohne Wände. Man ist also durchgehend umgeben von Natur. Außerdem dient der Küchenbereich als Treffpunkt für alle Volunteers. Hier sitzt man abends nach getaner Arbeit zusammen, quatscht oder spielt Spiele.

Die Zeit nach der Arbeit, bevor es dunkel wurde, habe ich meistens mit den anderen Volunteers am Strand verbracht. Der war nämlich nur einen Steinwurf vom Hostel entfernt. Zwar geht die Sonne in Costa Rica immer um ca. sechs Uhr unter, dafür sind die Sonnenuntergänge allerdings unbeschreiblich schön. 

Besonders gefallen hat es mir auch internationale Freund:innen zu finden. Von den 24 Volunteers waren nur die wenigsten Deutsche. Leichter kommt man wirklich nicht an internationale Kontakte. Dadurch war ich auch dazu gezwungen, Englisch zu sprechen. Obwohl mir das zu Beginn relativ schwerfiel, hatte ich bereits nach wenigen Wochen überhaupt keine Hemmungen mehr einfach draufloszureden. 

Auch Möglichkeiten zum Feiern waren genügend vorhanden. Immer samstags waren wir, mit allen die wollten, im Johnnys, einem Club mit der Tanzfläche am Strand. Auch die nahegelegene Bar Tasty Waves wurde mindestens zweimal pro Woche von uns besucht. Hier fanden auch regelmäßig Karaokenächte und Quizabende statt. 

Pro Woche hatte jede:r zwei freie Tage, die man sich frei aussuchen konnte (wobei es auch kein Problem war, sich mal mehrere Tage freizunehmen). Diese habe ich für Ausflüge gemeinsam mit neu gewonnenen Freund:innen genutzt.

In der direkten Umgebung befanden sich zum Beispiel zwei Nationalparks. Besonders der Nationalpark Cahuita hat mir sehr gefallen, weil man wirklich an jeder Ecke exotische Tiere entdecken konnte.

Aber auch Ziplining kann man in der direkten Umgebung machen. Ebenfalls eines meiner persönlichen Highlights und ein absolutes Muss, wenn man Costa Rica besucht. Aber auch wunderschöne Wasserfälle gibt es in der näheren Umgebung zu entdecken. Hier lohnt es sich allerdings einen lokalen Tourguide mitzunehmen, da diese oft sehr schwer zu finden sind.

Fazit! Insgesamt kann ich auf eine absolut einzigartige Zeit zurückblicken. Am Ende meiner Zeit im Rescue Center war ich sehr kurz davor, einfach dort zu bleiben.

(CR)

Zurück zur Startseite